Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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bullschuetz

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Beiträge: 2,238

Ich stelle hier auch mal diesen Artikel des ehemaligen NYT-Kulturredakteurs Edward Rothstein zur Debatte.

https://www.zeit.de/kultur/2020-09/new-york-times-bari-weiss-journalism

Empirisch belegbar steht dieser Beitrag ja nicht als Solitär im Raum, die einschlägigen US-Namen fallen im Text. Auch in Deutschland gibt es ähnliche Debatten, vom Streit über die Woody-Allen-Autobiografie bis zum Buch des Starreporters Birk Meinhardt.

Bei all dem scheint es mir im Kern um immer wieder denselben Vorwurf zu gehen: dass Streitfragen um Diversität, kulturelle Aneignung, Gerechtigkeit, Identitätspolitik etc zusehends nicht als Debatten geführt werden, sondern als Machtkämpfe, bei denen allzu oft Mittel wie moralische oder konkrete Verbotsforderung (aka Cancel Culture) zum Einsatz kommen. Anders ausgedrückt: Leute wie Rothstein fürchten, dass der Meinungsstreit um richtig und falsch und all die Grautöne dazwischen kaum mehr ausgetragen werden kann, weil er zusehends ersetzt wird durch einen Kampf derer, die sich als die Guten empfinden, mit dem Ziel, die Boesen „zum Schweigen zu bringen“ (das ist natürlich eine polemisch zugespitzte Formulierung).

Vielleicht übertreiben ja Leute wie Rothstein maßlos, man kann da sicher auch anderer Meinung sein. Aber es geht da schon um eine Debatte, die zumindest in den USA mitten im intellektuellen Milieu spielt. Dazu passt ja auch, dass selbst eine so nette und harmlose Sitcom wie „Mr. Iglesias“ das auf Netflix durchdekliniert. Insofern fände ich es falsch, alle weitreichenderen Forderungen wie die in der Black/Schutz-Debatte oder im shriverschen Sombrero-Streit als Auswüchse von ein paar uebermotivierten linken Studenten abzutun, die angeblich mit dem eigentlichen CA-Konzept nichts zu tun hätten.

Zur Sicherheit nochmal zur Klarstellung: Ich will mich in dieser Debatte nicht mit rechten Hetzern gemein machen, die einerseits Cancel-Culture anprangern, andererseits aber bei einer harmlosen Omamotorradsatire Cancel Culture vom Feinsten inszenieren. Diesen Typen geht es nicht um Meinungsfreiheit, sondern um Durchsetzung eines Meinungsmonopols für sie.

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