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bullschuetz
Auf die Art lässt sich jedes der bislang in diesem Thread genannten Beispiele als Einzelfall oder bedauerlicher, nicht ernstzunehmender Auswuchs oder keinem größeren Kontext zugehörige individuelle Meinung abtun.
Ich finde aber, das wird der Fülle der einschlägigen „The Picture must go“-Einzelfälle schon lange nicht mehr gerecht. Sowas finde ich nicht hilfreich, um den Kern der Debatte scharf gestellt zu kriegen.
Mich ärgert es zum Beispiel auch, wenn Polizeigewerkschafter nach jedem Rassismusskandal in ihrem Apparat von „Einzelfall“ reden und jeden, der strukturelle Fragen zu stellen wagt, als Uebertreiber verunglimpfen.
Ich sehe da schon deutliche Unterschiede: Die Polizei ist eine Institution, die das Gewaltmonopol des Staates verkörpert. Die Handlungen jedes einzelnen Polizisten haben dadurch unmittelbare Bedeutung und die politische Gesinnung eines Polizisten kann daher drastische Folgen haben. Die Kindergartenleiterin, die ein ZEIT-Interview gibt, hat nichts anderes als eine individuelle Meinung, die sie vertritt. Über die kann man diskutieren und streiten. Bis aus einer solchen individuellen Meinung etwas wird, das konkrete Folgen hat, etwa ein Gesetz oder die Indizierung eines Buchs, ist es ein weiter Weg. Und solange sind auch viele Meinungen, die in eine ähnliche Richtung gehen, erstmal nur Einzelmeinungen.
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