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bullschuetz
Was ich aber bemerkenswert finde: Gerade Jim Knopf entspricht ja in vieler Hinsicht vorbildlich dem Geforderten und muesste deshalb eigentlich wenigstens als historisch seiner Zeit weit vorausgeeiltes frühes Beispiel für die Aufbrechung von Rollenmustern gefeiert werden (schwarzer Held, chinesische Prinzessin, Lob der Nichtreinrassigkeit unter Drachen etc pp). Was aber passiert, ist, dass manche Leute JK jetzt auch noch als Dokument des Rassismus aus dem Kinderliteraturkanon ausgemeinden wollen.
Natürlich, auch wieder nur ein „Auswuchs“.
Könnten wir uns vielleicht darauf verständigen, dass in den Medien jeden Tag unendlich viele Meinungen zu unendlich vielen Themen herausposaunt werden und erstmal nichts anderes sind als: individuelle Meinungen?
Wenn eine Pädagogin sich in einem – zugegeben prominent platzierten – Interview darüber wundert, dass in Kindergärten immer noch Jim Knopf vorgelesen würde, und die Zeitung das schön knallig in die Überschrift packt, steht der Titel noch nicht am nächsten Tag auf dem Index der jugendgefährdenden Schritten und wird nicht unmittelbar im hohen Bogen aus allen Kindergärten hinausbefördert. Denn Dein Einwand wird wohl den allermeisten Lesern auf der Zunge gelegen haben – mit gutem Grund. Michael Ende hat ganz explizit ein antirassistisches Märchen geschrieben und als solches „funktioniert“ es auch heute noch, einfach weil es erstmal eine gut erzählte, einfallsreiche und liebenswerte Geschichte. Allerdings würde ich nun auch kein Drama daraus machen, das N-Wort in künftigen Ausgaben durch etwas für heutige (Vor-)Leser angemesseneres zu ersetzen. Michael Ende selbst hatte ja in den 80er Jahren verfügt, dass das „Reich der Mitte“ in künftigen Auflagen statt „China“ „Mandala“ heißen solle. Kinderbuchklassiker zu aktualisieren, ist keine böse „PC“-Erfindung, das haben schon die Gebrüder Grimm mit ihren Märchen gemacht.
Interessant dazu fand ich diesen Artikel: https://www.dw.com/de/jim-knopf-rassismus-michael-ende/a-54479882
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