Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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#11203199  | PERMALINK

bullitt

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cycleandale

nicht_vom_forum

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nicht_vom_forum

Das Problem bei „Wo kommst Du her?“ ist nunmal, dass „von hier“ implizit nicht zu den erwarten Antworten gehört.

Oder einfach gefragt: Das ist ein Problem weil…? (Hervorhebung von mir)

… damit eben auch oft die Zugehörigkeit zu Deutschland oder das Anwesenheitsrecht infrage gestellt werden. Da sind die Betroffenen mit Sicherheit (über-)empfindlicher als seit Generation hier verwurzelte Deutsche (mit heller Haut). Ich kann trotzdem nachvollziehen, dass es auf Dauer nervt, aufgrund von Name oder Hautfarbe immer wieder als fremd behandelt zu werden, obwohl man hier aufgewachsen ist und besseres Hochdeutsch spricht als so mancher Dorf-Deutsche. Der Punkt ist eben, dass offensichtlich Einheimischen diese Frage gar nicht erst gestellt wird – jedenfall nicht ohne speziellen Grund oder Kontext.

Tut mir leid. Ich kann das nicht nachvollziehen. Hinter der Frage steht für mich einfach nur Interesse. Da wird nichts infrage gestellt. (Es gibt sicherlich Ausnahmen, das bestreite ich nicht.) Ich gehe generell davon aus, dass diese Frage nicht die allererste ist die gestellt wird, und das dann auch nicht mit weit aufgerissenen Augen…. Übrigens, in dem Zusammenhang mit der absoluten Korrektheit die man ja offensichtlich auf die banalsten Dinge anwenden muss finde ich es wirklich amüsant dass Du das nicht so tolle Hochdeutsch den Dorf-Deutschen unterstellst. Städter sprechen ergo besser? Ist das dann nicht auch schon wieder irgendwie diskriminierend?

Zu unterstellen, dass man als Fragesteller diese Intention verfolgt, als Antwort einen kompletten Lebenslauf der Vorfahren erwartet und die Frage nicht ergebnisoffen stellt und die Annahme, dass der Befragte ein Problem mit seiner Herkunft hat, also ein „Betroffenerer“ sein könnte, ist ein ziemlich wildes Konstrukt. Am Ende passt es nur selten und problematisiert Herkunft eben genauso.

Natürlich würde ich  mich mit einer Stadt als Antwort zufrieden geben, ohne weiter zu insistieren, schließlich frage ich das ja Herkunftsdeutsche auch standardmäßig, um ins Gespräch zu kommen, und in einer Großstadt ist nun mal kaum jemand um die Ecke geboren. Nur ist es eben auch so, dass man bei Anglo-Amerikanern oder Europäern tatsächlich ganz schnell völlig unbefangen genauso über die weitere Herkunft plaudern kann, wie mit jemandem aus Bayern oder Ostfriesland. Das sollte doch das Ziel sein.

Deshalb halte ich auch die Sichtweise im von @go1 verlinkten Sketsch nicht (mehr) für zielführend. Es werden zwei Aspekte vermischt. Dass Herkunft, Sprache, , Ethnie, Kultur (sofern mit dem GG vereinbar) nicht zu Nachteilen führt, ist die eine Sache, das alles deswegen zu tabuisieren, eine ganz andere. Damit tut man längst nicht jedem einen Gefallen. Mein Schwager ist z.B. in Deutschland geboren, hat hier studiert, eine Familie gegründet, spricht perfekt Hochdeutsch, hat hier eine sehr erfolgreiche, internationale Karriere gestartet – ist aber glühender Kroate. Den Anspruch möglichst „deutsch“ zu sein und seine vorherige Identität zu verschleiern hat eben längst nicht jeder.

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