Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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#11202525  | PERMALINK | Zitieren

bullitt

Registriert seit: 06.01.2003

Beiträge: 20,757

nicht_vom_forum
 Aber auf der anderen Seite halte ich es schlicht für ein Gebot der respektvollen Umgangs miteinander, Leute grundsätzlich so zu bezeichnen, wie sie das selbst wollen.

Das mag in aller Regel so sein, dennoch muss es auch da Grauzonen geben, Sprache muss auch „edgy“ bleiben dürfen, und vor allem muss es meine eigene Entscheidung bleiben dürfen. Sanktionen für nicht-gendern an Unis finde ich z.B. ein absolutes no-go.

Zudem merke ich zumindest bei mir, dass das seltsame Blüten im Alltag treibt. Die inzwischen verfängliche Frage „wo kommst du her?“ gehört nach wie vor zu einer meiner Standard-Kennenlernfloskeln, die ich alleine jobmäßig sehr oft anwende. Allerdings habe ich mich dabei ertappt, dass ich unbewusst ein sehr ausgeklügeltes Scan-System entwickelt habe, wen ich das frage und wen nicht. Dabei selektiere ich im Kopf Menschen nach überspitzt und grob formuliert „cooler Herkunft“ und „Opfer-Herkunft“ mit diversen  Unterkategorien. Das finde ich letztlich viel diskriminierender, als wenn ich einfach die Frage stellen würde wie jedem Herkunftsdeutschen auch.

lathoDas Problem im deutschsprachigen Raum ist häufig auch, dass Begriffe und Betrachtungsweisen eins zu eins aus Amerika übernommen werden und der wahrgenommenen Realität übergestülpt werden.

Absolut. Wird ständig gemacht und passt in den seltensten Fällen. Lustig z.B., wenn in Mitteleuropa der Begriff BIPOC verwendet wird, die indigene Bevölkerung hier aber halt nun mal weiß ist und nicht aus amerikanischen Ureinwohnern besteht.

Dass der Begriff „indians“ ansatzweise schwierig ist, ist nachzuvollziehen, schließlich sind das keine Inder. Aber im Deutschen hat sich „Indianer“ eingebürgert, das finde ich bei weitem nicht so schlimm.

So hatte ich in dem Zusammenhang auch argumentiert. Die deutsche Wortschöpfung „Indianer“ ist nicht synonym zum amerikanischen „Indian“, also „Inder“zu lesen, weil sie im Laufe von 150 Jahre eine völlig andere Dynamik entfaltet hat und zudem hier noch durchweg positiv konnotiert ist und sich vom ursprünglichen „Indien-Märchen“ längst gelöst hat. Zudem gibt es schlicht und ergreifend niemanden der „Betroffenen“, der sich an diesem Begriff stört oder sich der deutschen Konnotation bewusst wäre. Er wird künstlich von Leuten problematisiert, die sich als „White Saviors“ aufspielen und glauben, als privilegierte Weiße bei Twitter selbstgerecht die Rächer amerikanischer Ureinwohner geben zu müssen, um sich geil zu fühlen.

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