Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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latho
No pretty face

Registriert seit: 04.05.2003

Beiträge: 37,711

bullschuetz@latho Auf die Richtigkeit Deiner Bemerkung, dass es ganz verschiedene Sprachwelten je nach Schicht, Beruf und sozialem Umfeld gibt, kann man in diesem Zusammenhang gar nicht oft genug hinweisen. Das ist nämlich bei CA ein Problem, das man nicht hochnaesig abtun sollte: Sehr viele Leute denken, wenn sie von den schrilleren, aus dem universitären Milieu in die Tageszeitungen schwappenden CA-Forderungen hören, dass „die doch alle nicht mehr von dieser Welt“ sind. Das kann im Extremfall viel wichtigere Antirassismusforderungen mitdiskreditieren.

Eben. Die richtige Message wird dadurch verdeckt. Zumal ich wie gesagt der Meinung bin, dass Steuerung über Sprache nicht funktioniert.

Kleines Beispiel, einige Dekaden her: Sommer-Job kurz vor dem Studium, ich als braver Ex-Gymnasiast fange in der Fabrik an – Reihen von türkischen Arbeiterinnen gebeugt über der Montage von Platinen, der Vorarbeiter, schwerer Trinker, schwankt die Gänge entlang. Der Azubi, der mich einlernen soll, nimmt mich zur Arbeitsstation mit, wir quatschen freundlich. „Und,“ frage ich small-talk-mäßig, „wie ist die Arbeit hier?“ Seine Antwort: „Nett, aber viel zu viele Kanaken hier.“
Das Wort hatte ich außerhalb von irgendwelchen Publikationen über Rechtsextreme, quasi in „freier Wildbahn“ noch nicht gehört und dementsprechend war ich geschockt. Daran musste ich denken, als mir jemand im Studium Jahre später mal erklärte, dass das Nichts-Aussprechen solcher Wörter die Ausländerfeindlichkeit beseitigen könnte. „An die kommt ihr gar nicht ran“, dachte ich mir, „die kennt ihr nicht mal“.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.