Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism … Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

#11202005  | PERMALINK

latho
No pretty face

Registriert seit: 04.05.2003

Beiträge: 37,711

Das Problem im deutschsprachigen Raum ist häufig auch, dass Begriffe und Betrachtungsweisen eins zu eins aus Amerika übernommen werden und der wahrgenommenen Realität übergestülpt werden. Dass der Begriff „indians“ ansatzweise schwierig ist, ist nachzuvollziehen, schließlich sind das keine Inder. Aber im Deutschen hat sich „Indianer“ eingebürgert, das finde ich bei weitem nicht so schlimm. Ebenso denkfaul ist die Einführung eines „N-Words“ auch im Deutschen. Im Englischen wird „nigger“ bekanntlich nicht mehr ausgesprochen und es gibt Diskussionen sobald das selbst die Film-Bösewichter in einem Film sagen. Mark Twains Buch über Rassismus, Huckleberry Finn, soll „bereinigt“ werden. Das von Schwarzen gebrauchte Wort für Mensch, Kerl, „nigga“ wird ja schon lautmalerisch geschrieben, so als könnten Schwarze, die das sagen kein Englisch. Inzwischen gehen übereifrige selbsternannte Progressive dazu über das deutsche „Neger“ als „N-Wort“ bezeichnet – darf nicht mehr gesagt werden, die Leute, die das nicht einsehen, sind Rassisten, Nazis etc. Dabei gab es „nigger“ auch im Deutschen (wir hatten es mal angesichts des deutschen Titels eines alten Edgar-Wallace-Romans). „Neger“ ist „negro“ und das ist ein inzwischen veraltetes Wort, das auch mal Selbstbezeichnung von Schwarzen war (kann man in alten Reden zB von King, hören).
Wie stand es neulich in der Zeit? „Die nichtlesende Linke“.
Ich glaube aber, dass wir da alle nicht so weit auseinander sind: Ich bin gerne bereit, über die Formbarkeit von Gesellschaft durch Sprache zu diskutieren (mache ich eigentlich seit den 80ern, Warnung: ich halte das immer noch für Quatsch), auf der anderen Seite hat bullitt aber durchaus recht, dass man die im Thread vielfach genannten Auswüchse durch Übereifrige, Dumme oder Wichtigtuer nicht einfach unter den Tisch kehren kann, so als wäre das eine seltene Ausnahme (und um klar zu sein: das hat hier keiner gemacht).

--

If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.