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Und noch eine:
Mississippi John Hurt – Memorial Anthology
John Hurt ist einer jener Delta-Veteranen, die Anfang der Sechziger von einem Folkie-Publikum wiederentdeckt wurden. Bis dahin hatte er lediglich ein paar Aufnahmen für Okeh aus dem Jahr 1928 zu Buche stehen; sie sind fantastisch. Ich erinnere mich, wie ich sie zum ersten Mal zufällig und schwer beeindruckt in einem Plattenladen hörte und erst dachte, es handle sich um den jungen Bob Dylan. Diese Idee ist natürlich einigermaßen abwegig, aber irgendwie auch nachvollziehbar. John Hurt klingt folkig und eher nach Ostküste als nach dem Süden.
Die Unterschiede überwiegen aber doch deutlich. Wo Dylan cool ist, ist John Hurt die personifizierte Wärme. „Seelenvoll“ ist ein dämliches, weil sehr beliebiges Attribut für Musik, aber selten drängt es sich so auf wie in diesem Fall. Die Attitüde ist sehr laid-back. John Hurts Gitarrenspiel, stets unaufdringlich virtuos und oft zweistimmig, swingt ebenso unbestechlich und flüssig wie zart. Es strahlt eine heitere Gelassenheit aus. Good vibrations galore.
All dies kann man auf dem hier vorgestellten Alterswerk mindestens ebenso gut nachhören wie auf den Okeh-Klassikern. Es handelt sich bei jener trotz des Titels nicht um eine Compilation, sondern um Live-Aufnahmen vom 27. und 28. November 1964 in Washington, D.C. Ich habe leider keinen Überblick über deren Veröffentlichungshistorie, aber wirklich obskur scheinen sie mir nicht zu sein. Ich liebe sie.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)