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ich hole das mal hier rüber @pinball-wizard @thesidewinder
pinball-wizardDie rechts oben fehlt bei mir noch. Ansonsten habe ich noch Know What I Mean? (mit Bill Evans) und The Cannonball Adderley Quintet Plus.
Bill Evans hin oder her, es für Adderley-Fans (hier! ) gibt es so 25 andere, die drüber auf der Liste stehen – das Album mit Evans ist hübsch, aber auch etwas verhalten, ein Balladen-Album, keine Begegnung, bei der wirklich was spannendes passiert – und kein „natural match“ wie das Album mit Milt Jackson, auf dem beide ihrem Temperament freien Lauf lassen … um ein paar Tips zu geben: die Savoy-Sessions von 1955 sind schon mal ziemlich stark (es gab eine einigermassen komplette 2-CD-Ausgabe, die unter „The Adderley Brothers“ lief und „Summer of ’55“ heisst, da sind drei Alben drauf, alle mit Kenny Clarke, dem Leader des ersten, „Bohemia After Dark“ mit beiden Adderleys, Donald Byrd, Jerome Richardson, Horace Silver und Paul Chambers; „Spontaneous Combustion“ von Cannonball mit Nat, Hank Jones und Chambers; „That’s Nat“ von Nat mit Richardson, Jones und Wendell Marshall).
Die EmArcy-Alben (1955-58) sind mir dann in der Regel etwas zu produziert – absurderweise obwohl das eine Working Band war (neben den Brüdern Junior Mance, Sam Jones und Jimmy Cobb, anfangs noch Al McKibbon und Specs Wright als Rhythmusgruppe). Die Savoy-Alben mit ihren Pick-Up-Bands (wobei die Leute in diversen Konstellation spielten/aufnahmen, Jones/Marshall/Clarke gab’s ja auch als Trio, Byrd, Silver und Chambers waren kurz darauf all over the place). Es gab neben den vier Alben im Quintett auch noch Alben mit Streichern und zusätzlichen Bläsern, letzteres, „Julian “Cannonball” Adderley“ von 1955, finde ich ziemlich gut, aber das sind sie letztlich alle – halt einfach nicht Adderleys beste.
Nach dem MD-Klassiker auf Blue Note (war ja u.a. ein Versuchsballon für die modalen Experimente auf „Kind of Blue“ … und Adderleys Beiträge auf „Milestones“ sowie der Sextett-Session mit Bill Evans sind auch nicht zu verachten!) geht es bei Riverside mit „Portrait“ etwas verhalten los, und ein EmArcy-Nachzügler mit dem MD-Sextett ohne den Leader, in Chicago aufgenommen, ist für Saxophonisten ein Leckerbissen, aber auch keins der besten Alben („Quintet in Chicago“ aka „Cannonball & Coltrane“).
1959 geht es dann richtig los: „Cannonball Takes Charge“ war ein sprechender Albumtitel, aber trotz Wynton Kelly auch noch nicht das beste Album. Dieses folgte aber im selben Jahr noch mit „In San Francisco“, da ist dann die Working Group beisammen: Bruder Nat, Bobby Timmons (mit seinem Jazz-Walzer „Dis Here“ im Gepäck), Sam Jones und Louis Hayes. Es gibt eine CD in der Keepnews Collection, die noch ein paar davor nicht erhältliche Bonustracks enthält.
Auf „Them Dirty Blues“ (1960) ist Timmons auf der einen Hälfte, der weniger passende (zu sehr Bebop, zuwenig Funk) Barry Harris auf der anderen Hälfte des Albums zu hören, keins der besten, aber es enthält ein paar super Stücke (einen von Cannonballs schönsten langsamen Blues-Nummern z.B.). In die Zeit fällt das Poll-Winners-Album von Cannonball/Wes Montgomery/Ray Brown (mit Feldman und Hayes) – eine recht typische All-Star-Geschichte, gar nicht schlecht.
Später 1960 kam dann Victor Feldman als neuer Pianist an Bord, es gibt Live-Aufnahmen aus Europa und v.a. „At the Lighthouse“ – da ist mit „Sack ‚o Woe“ wieder ein grosser Klassiker dabei, das ist wohl auch das nächste beste Album (es gibt viele, ist ja klar ). Auf „Quintet Plus“ ist Wynton Kelly das „Plus“, das es Feldman erlaubt (ginge ja auch so, aber das war 1961 anscheinend noch nicht weitherum bekannt), auch Vibraphon zu spielen. In die Zeit fallen auch die Alben mit Bill Evans und Eddie „Cleanhead“ Vinson (Adderley produzierte zudem für Riverside/Jazzland Alben von James Clay, Don Wilkerson …), sowie „African Waltz“ mit einer grossen Band (arr. Ernie Wilkins/Bob Brookmeyer) – ein Wagnis für ein kleines Label wie Riverside. Schlecht war das Ergebnis nicht, aber das beste Album ist das auch wieder nicht (enthält aber ebenfalls wieder einige Stücke, die ich liebe). Und auch von 1961 ist das wunderbare Album mit Nancy Wilson – das schon für Cannoballs späteres Label Capitol entstand, wo Wilson unter Vertrag war.
1962 folgte dann das neue Sextett: Nat, Yusef Lateef, Joe Zawinul, Jones, Hayes. Das ist meine liebste Cannonball-Band, „Sextet in New York“, „Jazzworkshop Revisited“ und „Cannonball in Europe“ geben sich alle nicht viel, mein absoluter Favorit bleibt aber „Nippon Soul“ (die CD mit dem unfassbar guten Bonustrack, einer der besten Versionen des Klassikers „Work Song“) – aber „In Europe“ rechne ich ebenfalls als „bestes Album“. Es gibt da noch mehr Live-Aufnahmen und auch ein Album mit völlig anderer Band, „Cannonball’s Bossa Nova – Cannonball Adderley and the Bossa Rio Sextet“ (mit Sergio Mendes, Dom Um Romao etc.), das nun auch nicht gerade ein Klassiker ist – und wenig mit Bossa Nova zu tun hat, aber auch hier gibt es wunderbare Musik und ein paar feine Soli vom Leader.
1964 übernahm Charles Lloyd den Posten von Lateef, Riverside war Geschichte, Cannonball ging zu Capitol – und nahm sieben Alben mit, die später auch wieder auf Orrin Keepnews‘ Label Landmark erschienen (LP Und CD) und dann zuletzt bei EMI/Blue Note/Capitol (klick). Bei Capitol ging es mit einem Novelty-Album los, „Fiddler on the Roof“. Aber schon „Live!“ war wieder richtig toll. „Live Session“ mit dem Sänger Ernie Andrews fällt noch in die Zeit (Quintett ohne zweiten Saxer) – kenne ich irgendwie nicht so recht, ist halt mit Gesang – dig?
1965 folgte ein zweites Album mit grosser Band, diesmal mit Arrangement von Oliver Nelson. Die Capitol-Alben sind insgesamt eh ein wilder Ritt, es geht mit recht typischem Hard Bop an der Grenze zum Soul Jazz los, Joe Zawinul spielt dann bald auch mal das Fender Rhodes (1966, lange vor Miles, und der hat bestimmt ganz genau hingehört, egal was in seiner semifiktionalen „Autobiographie“ steht oder nicht steht, hab ich nicht präsent, muss das Buch endlich mal kaufen, es ist ja schon super), es gab dann auch seltsame Projete mit Sternzeichen, noch ein Latin-Album, grosse Bands (arr. William Fischer, H.B. Barnum …), die labelmates Lou Rawls oder Nancy Wilson schauen vorbei usw. – hätte eine wilde Box ergeben wie die Columbia-Box von Herbie Hancock (bloss ohne die oder nur mit ganz wenigen der – nahezu – Totalausfälle dort).
Aber gut: 1966, wieder zurück zum Quintett (Lloyd wurde Popstar/Hippie-Ikone und Jahrzehnte später dann doch noch richtig gut) neue Rhythmusgruppe Herbie Lewis und Roy McCurdy auf „Money in the Pocket“ (live – nahm am besten Album), dann Victor Gaskin für Lewis, und Gaskin blieb eine Weile: „Cannonball in Japan“ (live – ein Favorit hier, aber auch nicht das beste Album), „Mercy, Mercy, Mercy“ (live – ist inzwischen klar, oder? in diesem Fall im Studio mit improvisierter Bar und geladenen Gästen – nicht das beste Album aber schon irgendwie zu Recht ein Klassiker geworden), „Why Am I Treated So Bad?“ (live) und dann „74 Miles Away (Walk Tall)“. In dieser Zeit – 1966/67 – absorbierte Cannonball haufenweise Coltrane, blieb dabei sein überschwängliches Selbst, er wurde noch besser … und die ganzen Live-Aufnahmen (schon in der Riverside-Zeit) bieten auch Ansagen, die teils hart an der Publikumsbeschimpfung vorbeischrammen, teils fast als Stand Up durchgehen können.
1968 geht es dann in alle Richtungen. „Accent on Africa“ mit Barnum und unbekannter Band mag ich sehr, er spielt da dann auch Sopransaxophon, die Arrangements kann man wohl unter Exotica ablegen, macht aber nichts … dann gab’s das Quintet „In Person“ mit den Gästen Wilson und Rawls (live), es gab den tollen „Country Preacher“ (live), „The Price You Gotta Pay to Be Free“ (mehrheitlich live), wo Nat Adderley Jr. als Sänger (und mit Klampfe, glaub ich) aufkreuzt und inzwischen Walter Booker am Bass zu hören ist. Richtig toll ist dann aber wieder „The Black Messiah“ live aus dem Troubadour, auf dem George Duke den Posten an den Tasten übernommen hat (Doppel-Album mit Airto Moreira als sechstem Mann und ein paar Gästen). „Music, You All“ ist ähnlich angelegt (ohne Moreira, aber mit den gleichen Gästen), „The Happy People“ dann das erwähnte zweite Latin-Album mit dem Quintett (Nat, Duke, Booker, McCury) und auch wieder Gästen inkl. Airto/Flora, aber auch ein paar eher als Studio-Cracks bekannte Leute (Chuck Rainey, David T. Walker …)
Inzwischen sind wir im Jahr 1972 angekommen, „Soul Zodiac“ mit Narration by Rick Holmes und dem Nat Adderley Sextet – das ganze von Cannonball präsentiert – ist eine Scheibe Zeitkolorit (Ernie Watts, Gast im Troubadour, ist mit dabei). Und dann wechselte Cannonball nochmal das Label, ging zu Fantasy, wo mit Hal Galper als neuem Keyboarder und King Erisson (perc) mit „Inside Straight“ wieder ein recht straightes Album entsteht. 1974 legt er mit „Love, Sex and the Zodiac“ aber nochmal Zeitkolorit nach (Holmes quatsch wieder, neben Galper sind an den Tasten Duke und Jimmy Jones als Gäste dabei), aus dem Jahr stammt aber auch „Pyramid“ mit dem Quintett (plus Phil Upchurch, Duke und Jones), und 1975 folgt dann noch „Phenix“, wo sich Duke, Jones, Hayes und Airto bzw. die letzte Working Band mit Mike Wolff, Booker, McCurdy und Airto zu hören sind. Diese letzten Aufnahmen auf Fantasy kenne ich noch viel zu schlecht (einen Teil der Capitol-Alben ebenfalls, wo ich zudem ein paar mehr überspringe, die es nie auf CD gab und die ich höchstens als MP3/LP-Rips aus der Blogosphäre kenne).
Und das ist natürlich noch nicht alles, es gibt inzwischen weitere Live-Mitschnitte, von denen „Swingin‘ in Seattle – Live at The Penthouse 1966-1967“ (die Band mit Zawinul, Gaskin und McCurdy beim Tages- bzw. Nachtgeschäft, sehr atmosphärisch) besonders erwähnenswert ist, aber auch die mit George Shearing geteilte CD „Quintets at Newport“ (Fantasy/Pablo), auf der weitere Sets von Newport 1957 drauf sind, aber eben von Bands, die Norman Granz (der das ganze Festival mitschnitt oder Mitschnitte erhielt und diese auf Verve herausbrachte: Dizzy Gillespie, Donald Byrd/Gigi Gryce, Cecil Taylor, Coleman Hawkins, Ella Fitzgerald, Oscar Peterson, Billie Holiday usw.) damals aus vertraglichen Gründen nicht herausbringen konnte (Shearing war bei Capitol, Adderley bei EmArcy). Da ist das Quintett mit Mance/Jones/Cobb in etwas freierer Spiellaune zu erleben, zudem gastieren die Adderleys dann auch noch mit dem George Shearing Quintet). Eine CD aus der Reihe des niederländischen Jazzarchivs präsentiert ein Set von 1960 (Victor Feldman) und ein spezielles von 1966, bei dem Cannonball als Solist mit Pim Jacobs, Wim Overgaauw, Ruud Jacobs und Cees Cee zu hören ist. Joel Dorn hat auf einem seiner kurzlebigen Label zudem „Radio Nights“ herausgebracht mit Aufnahmen von 1965-68 (also zunächst mit dem Sextett mit Lloyd und dann dem späteren Quintett), beim SWR gibt es ein gutes Set aus Stuttgart 1969, bei WDR Jazzline eine mit Benny Carter geteilte CD mit einem Adderley-Set von 1961 … und bei TCB als eine der frühen VÖ der Swiss Radio Days Jazz Series auch einen 1963er-Mitschnitt des Sextetts mit Lateef aus Lugano (muss ich nicht sagen, dass ich die CD sehr gerne mag, oder?), von 1960/61 (Feldman) und 1969 gibt es auch noch mehr aus Paris (Laserlight).
Wenn ich jetzt mal unabhängig von „was ist derzeit erhältlich“ empfehlen müsste, sähe es wohl ca. so aus (die Aufnahmen mit Miles muss ich nicht extra erwähnen):
– mit Milt Jackson: Things Are Getting Better
– Somethin‘ Else
– In San Francisco
– Quintet at the Lighthouse
– Cannonball in Europe!
– Nippon Soul
– Money in the Pocket
– Mercy, Mercy, Mercy
– The Black Messiah – Recorded Live at The Troubadour
Ein paar schöne Sideman-Auftritte gibt es auch noch, klar: John Benson Brooks („Alamabama Concerto“), Ray Brown („Ray Brown with the All-Star Big Band featuring Cannonball Adderley“), Jimmy Heath („Really Big“), Milt Jackson („Plenty, Plenty Soul“), Machito („Kenya“), Louis Smith („Here Comes Louis Smith“, ein vergessenes Blue Note-Album – Cannonball ist da als „Buckshot La Funke“ dabei, von da hatte wohl Branford Marsalis seinen Bandnamen) …
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