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vorgarten
gypsy-tail-windUnd – bisschen die allgemeine Frage bei w/strings-Alben – ich frage mich halt, was der Beweggrund ist, das zu machen, wenn ein Balladen-Album mit Rhythmusgruppe in der Regel doch tiefgründiger ausfällt?
um tiefe geht es dabei halt nicht, sondern um eine weitere schicht, drüber oder daneben
vielleicht auch etwas, das gegen das punktierte ein gegengewicht setzt, es gibt ja im jazz sonst wenig flächen… und ich mag wohl die momente, wo es sich verzahnt und dann wieder auseinanderklappt… aber das ist so ins blaue hineingeschrieben. bei hargrove finde ich das arrangement auch nicht zwingend, und was du zur neuen, schlecht gelösten aufgabe des klaviers sagst, stimmt auch. im bft wäre es mir eher um hargove gegangen.
Das ist ein interessanter Ansatz … die Fläche – dann müsste doch Jacques Coursils Spätwerk für Dich sein? Ich glaube, es gibt verschiedene Arten von Flächen, oder? Quasi die „aufgefüllte“ (ich erwähnte in einer Mail an einen Freund gerade die Matt Mitchell-Alben auf Pi*), wo quasi wie beim Tetris alle Lücken gefüllt wird, und darüber dann zwangläufig eine Fläche ensteht, die bestenfalls interessant herumwabert (oder blöderenfalls anödet) … und dann die schlange, elegante Fläche, die quasi Linie zieht, aber nicht füllen will (der Fehler des Pianos im Hargrove-Track?) – Transparenz, Luftig- und Leichtigkeit, sowas wie Jobims „Wave“, weil Ogerman das halt schon draufhatte, vielleicht?
Was mir vorhin auch noch in den Sinn kam, ist das Streicheralbum von Ken McIntyre, das nur mit einem Streichquartett operiert, das auch mal rifft … da findet eine Verzahnung statt, die ich sehr ansprechend finde. Eine reine Verstärkung (das würd ich den Webster-Alben mit Streichern mal unterstellen, die ich dennoch liebe) ist dagegen meistens weniger interessant, klar.
Und Hargroves Spiel finde ich in dem Stück wirklich stark! Ich habe ihn ja wirklich erst nach seinem Tod so allmählich zu entdecken begonnen, ich hatte mit der ganzen Generation halt irgendwann ziemlich abgeschlossen und mich auf anderes konzentriert (die ganzen Modern Jazz-Klassiker, und dann der Free Jazz, der Bebop, der Swing usw. und in die 90er und das, was danach im „Mainstream“ so folgte, zog es mich nicht wieder (und wenn ich z.B. an das Mehldau/Redman-Set in Berlin 2016 denke, war das jetzt auch nicht ein so kapitaler Fehler … aber klar, es braucht immer Zeit, gute Hinweise, manchmal auch einfach ein gutes Gespür, um das herauszupicken, was dann eben doch passt – und Hargrove scheint zumindest in Teilen (vor allem bisher „earfood“) ein Fall zu sein, wo ich durchaus was zum Herauspicken finden kann („Parker’s Mood“ liegt noch griffbereit, lief erst einmal, zudem „Roy Hargrove Quintet with the Tenors of Our Time“ und die zwei R.H. Factor-Alben „Hard Groove“ und „Distractions“, mit denen ich mich durchaus auch allmählich anfreunde).
*) off-topic hier, aber: weil ich heute, nach fast 2 Monaten im Schiffscontainer, das Monk-Set von Miles Okazaki gekriegt und erwähnt habe, von wo ich den bisher kenne (Pi: Coleman, Finlayson und eben Mitchell, sowie jüngst auf Intakt mit Ohad Talmor).
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