Antwort auf: Lady Gaga

#11122081  | PERMALINK

jan-lustiger

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stormy-monday

jan-lustiger….dem ich das zumindest im Ansatz (aber auch nur da) zugestehen würde, ist „Stupid Love“ (und „I want your stupid love“ ist auch eine schöne Pop-Zeile).

Habe mir eben den Text angeschaut. Wirklich ganz gross. Pop- Lyrik 2020. Weitertexten.
https://www.azlyrics.com/lyrics/ladygaga/stupidlove.html

Joa, diese Replik beeindruckt mich jetzt eher mäßig, wenn ich ehrlich bin. Wie bereits gesagt, ging es mir nur um die eine Zeile, aber es ist eben die wichtigste in einem Popsong: die hook. Und die Aussage „I want your love“, die schon durch populäre Songs geisterte, als Elvis noch Windeln trug, um das Adjektiv „stupid“ zur erweitern, um sowohl das Ausmaß des Verlangens als auch den Frust mit dem Ausbleiben einer Stillung desselbigen auszudrücken, ist ein schöner Kniff – simpel, ja, aber effektiv auch, eine gute hook eben. Ich schrieb auch bewusst von einer Pop-Zeile. Natürlich ist das kein David Berman-Text, der auch als Gedicht funktioniert. Und zu Sequenzen wie dem Vorrefrain hat Rossi mal wieder alles Nötige gesagt.

Es gab in den letzten Jahren ja vermehrt den Trend, Popsongs in Klavier-Arrangements zu packen, um das Songwriting und den Gesang mehr in den Vordergrund zu stellen. Das ist dann gemeinhin der Punkt, an dem Nichtfans schreiben können, wieviel besser das jetzt sei und wie schade, dass sie sich sonst hinter dem ganzen Plastik verstecken, diese Popsängerinnen. Bei St. Vincent funktioniert das. Bei Sia und Caroline Polachek auch. Auch bei Lady Gaga in der Vergangenheit („Paparazzi“ zum Beispiel). Aber für 4-on-the-floor-Dancepop ist das nun wirklich nicht das Maß, zumindest nicht ohne Weiteres. Hier ist der Text von „I Feel Love“. Liest sich auf dem Papier ziemlich banal, nicht wahr? Ist ja auch eine Ansammlung bloßer Emotionen, die in keinen größeren Kontext eingeordnet werden. Das tut dafür die Musik: Der Geniestreich Giorgio Moroders und Donna Summers ist, wie sie diesen banalen Zeilen einen geradezu transzendenten Anstrich geben. Wenn du im Club stehst oder ihn in richtiger Stimmung zuhause hörst… then you feel love too. Aber nimmst du die Disco raus aus dem Track, bleibt ein ziemlich dünnes Liedchen, das wenig Menschen berühren dürfte. Und zu einem Track wie „Stupid Love“ will man eben auch aus sich raus gehen, die Emotion des Songs auf die Tanzfläche tragen, den Frust beim Tanzen abschütteln oder sich einfach nur der Energie des Tracks hingeben. Und ja, für diesen Zweck ist „I want your stupid love“ eine tolle Pop-Zeile.

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