Antwort auf: Jazz & Brasil

#11117087  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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die hier folgenden Posts setzen eine Diskussion fort, die im Thread zum West Coast Jazz der frühen Fünfziger los ging:
http://forum.rollingstone.de/foren/topic/west-coast-jazz-cool-innovations-los-angeles-hollywood-in-den-fuenfzigern/#post-11115853
– und hier rüber verschoben wurden (gypsy-tail-wind)

gypsy-tail-windich bin da ja nicht annähernd so tief drin wie Du (und redbeansandrice) – mich hat die brasilianische Musik nie so vollends gepackt, obwohl es da auch jenseits von Bossa einige Sachen gibt, die ich sehr mag (Nara Leão oder „Samba e‘ Aracy de Almeida“ z.B.) … aber da müsste wohl mal jemand ein spezifisch auf die gegenseitigen Einflüsse fokussierendes Buch schreiben, in dem das alles ausgewertet, abgewägt und kommentiert wird – wäre sicher höchst spannend!

ich würde auch nicht behaupten, da tief drin zu sein. es gibt nur interessante fragen, die da immer wieder auftauchen, und die man hier aktuell nicht nachlesen kann (frage ist: braucht es einen jazz & brasilien-thread oder interessiert das nur mich?): die einflüsse, der austausch, die exotica, die zeitgleichheit von GETZ/GILBERTO zu beatlemania (usa) und militärputsch (brasilien), die kommerzialisierungswellen (mit den fragen: ist das jetzt folklore, jazz oder pop), und natürlich auch wieder der race context (hab gestern noch gesehen, dass z.b. in der „ebony“ der beitrg von bola sete an der bossa viel höher eingeschätzt wurde, was ziemlicher quatsch ist – aber es war halt damals der einzige in den usa bekannte afroabrasilianische musiker in dem feld). dass da ernsthaft leute daran gearbeitet haben, zur bossa noch einen tanz zu entwickeln, damit man noch die jugendlichen abholt (wie beim twist). dass viele brasilianer nur deshalb in die usa eingeladen wurden (carnegie-hall-konzert 1962), um billig an die songrechte heranzukommen. dass mit der bossa wahrscheinlich das letzte große konvolut von jazzstandards entstanden ist. usw.

und klar gehts natürlich auch um die ewig nichtaufgelösten akkorde (jobim), um den rhythmus (gilberto) und die plötzliche attraktivität der gitarre im akustischen umfeld. und zumindest das geht doch stark über west coast jazz hinaus.

zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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