Antwort auf: The Beatles – Tracks & Gedanken

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gipetto
Funk 'n' Punk

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She’s A Woman (I Feel Fine (B-Seite), 1964)

In den vorangegangenen Beiträgen war oft die Rede vom Roten und Blauen Album, und es hat mich gefreut zu lesen, dass so viele von Euch wie auch ich über diese Zusammenstellungen ihre Liebe für die Beatles entdeckten. Eine weitere Kompilation, die ich lange unterschätzt und vernachlässigt hatte, sind die Past Masters, die sämtliche Singles und die zugehörigen B-Seiten vereinen, die damals nicht im Alben-, EP- oder Soundtrack-Kontext erschienen. Und das waren ja die meisten. Während sich nahezu alle A-Seiten auf den eingangs genannten Alben (Rot & Blau) wiederfinden, fristen viele B-Seiten doch eher ein Schattendasein im Katalog der Fab Four.

Eine davon ist She’s A Woman, das Ende ’64 als B-Seite von I Feel Fine erschien. Es handelt sich um eine McCartney-Komposition, die durch ihr entkerntes und schlichtes Arrangement und einen fast schon rumpeligen Garagen-Charakter aufhorchen lässt. She’s A Woman beginnt bereits mit einem Kniff, indem Lennon an der Gitarre im Intro, das so übrigens ein paar Jahre später noch einmal in Getting Better aufgegriffen wurde, eine Begleitung im Downbeat vorgaukelt. Sobald jedoch die Rhythmussektion einsetzt, findet sich seine Septakkorde im Upbeat wieder. Getragen wird das Stück durch einen simplen Backbeat, den Ringo vollkommen schnörkellos und ohne auch nur einen einzigen Fill durchzieht. Stattdessen wird der Groove zusätzlich mit durchgehenden Vierteln an den Ganzás vorangetrieben. McCartney legt mit seinem Höfner ein Fundament, wie man es von ihm gewohnt ist: Unpretentiös, aber bei näherem Hinhören doch mit einer unglaublichen Detailverliebtheit in Sachen Rhythmus und Melodie. Sein stets virtuoses Spiel, das jedoch niemals zum Selbstzweck verkommt, macht Macca für mich zum besten Bassisten der Popgeschichte. Harrison hat als Leadgitarrist im Laufe des Titels mit Ausnahme seines kurzen, gedoppelten Solos nicht viel zu tun. Seinen Part setzt er jedoch mit der gewohnten schlichten Eleganz charismatisch in Szene. Das einzige verspielte Element wird durch George Martin höchstpersönlich eingebracht: Ab der zweiten Strophe liefert er eine durchgehende Pianobegleitung, die die Gesangsmelodie wunderbar aufgreift und filigran umspielt.

Und damit sind wir beim Gesang, der trotz des völligen Verzichts auf den so einzigartig-genialen beatlesken Harmoniegesang wirklich das Sahnestück dieses Titels darstellt. Mc Cartney zieht hier erstmals sein Little Richard-Register und singt dementsprechend in einer auch für seine ohnehin schon breite Range ungewohnt hohen Lage, die er zudem noch ordentlich über ein Reibeisen zieht. Ein Zeugnis von Mut, Kraft und Vielseitigkeit, das in der Form später lediglich nur noch einmal bei Oh! Darling Anwendung finden wird. In den freilich banalen Lyrics besingt er eine Dame, die vollauf für ihn da ist und ihn in Euphorie verfallen lässt. In der Zeile „Turn me on when I get lonely“ will manch ein Hörer auch die erste Marihuana-Referenz innerhalb eines Beatles-Songs ausmachen, sind die vier auf ihrer vorangegangenen zweiten Amerika-Tour schließlich erstmals mit der Droge in Kontakt gekommen. Ob da wirklich etwas dran ist oder diese Interpretation vielleicht doch etwas weit hergeholt ist, mögen andere entscheiden.

She’s A Woman zeigt die Beatles in Garagenform und beweist den Mut zur musikalischen Reduktion durch die Abkehr von einigen ihrer Markenzeichen. Beim genauen Hören findet sich jedoch schnell die gewohnte Liebe zum Detail. Ein wunderbar anderer Beatles-Track, denn nie haben die Jungs so mitreißend und überzeugend „gerumpelt“.
 

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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)