Antwort auf: Blindfoldtest #30 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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Danke für die Rückmeldungen @demon! Du kannst ja auf Seite 9 inzwischen die Auflösung und meine eigenen Kommentare nachlesen. Dass mir #3 wegen der Störung des Flows etwas Bauchweh machte, steht in meinen Kommentaren auch schon mehrmals, aber ich wollte Arthur Blythe drinhaben, den Altsaxer. Dessen Debut (Thema war: Debutalben aus den Siebzigern, Zeitrahmen ist 1970-77 geworden) habe ich aber nur als LP und ich brauche, irgendwann nach Corona, erstmal einen neuen Plattenspieler …

Dass Dir ausgerechnet der Geigen- und der Cello-Track (#9 und #10) am besten gefallen, finde ich interessant! Grad beim Cello hätte ich mit einigen Widerständen gerechnet, weil das Intro in der hohen Lage ja schon nicht so wirklich jedermanns Sache sein dürfte. Ich finde das ganze Album toll (alles Cello-Solo).

#6 war ja auch so etwas wie ein Osterei, ein paar Bleichgesichter mitten im afro-amerikanischen Jazz … die Brecker Brothers stehen später – in den 80ern, da, wo einige von uns hier in der Jazz-Ecke musikalisch allmählich sozialisiert wurden – für eine Richtung des Jazz, die zumindest nicht sehr geliebt ist von ganz vielen. Wir hatten es neulich auch mal davon, dass nach dem aktuellen Spiritual Jazz-Revival (Kamasi Washington, Angel Bat Dawid, Shabaka Hutchings etc. – wobei ich meine, letzterer ist schon deutlich vielschichtiger) ev. auch ein Revival des kühleren weissen 80er-Jazz bevorsteht … keine Ahnung, war nicht meine These, ich halte das für eher unwahrscheinlich, aber das Young Lions-Revival (die erste Generation um die Marsalis-Brüder hat quasi Ende der Achtziger/Anfang der Neunzigern den Scheinwerfer von den gerade erwähnten weissen Jazzern auf sich umgelenkt) folgt dann wohl schon, was mich aber ähnlich kalt lassen wird. Die Breckers aber, ich komme zum Punkt, und der Leader hier, Hal Galper, waren 1970 verdammt früh dran damit, Miles Davis‘ elektrischen Jazz fortzuspinnen (oder zu kopieren) – mit Don Alias hatten sie aber auch jemanden an Bord, der bei Miles selbst mitwirkte, bei den 1969er Sessions zu „Bitches Brew“ – er wurde schon 1970 von Airto Moreira abgelöst, der dann wirklich mit der Band unterwegs war … aber Galper etc. hatten da Wissen aus erster Hand zur Verfügung. Und die Breckers finde ich auf dem Album auch ziemlich gut. Später wurden sie mir oft zu glatt, zu technisch einwandfrei, aber irgendwie dann im Ausdruck etwas zu flach (was auf Michael aber mehr zutrifft als auf Randy – der übrigens noch immer unterwegs ist, Michael starb 2007 viel zu jung).

#6 ist dann auch der älteste Track, #11 der jüngste (eben: 1970 bzw. 1977), dass diverse Leute mehrmals auftauchen (z.B. der Pianist von #2, der neulich verstorbene Onaje Allan Gumbs, oder der Bassist/Leader von #1, Cecil McBee) hilft bei der relativen Geschlossenheit sicherlich auch. Da wird schon aus einem ähnlichen Geist heraus musiziert, denke ich.

Freut mich jedenfalls, dass Dir der Mix gefiel!

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