Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 29.03.2020 › Antwort auf: 29.03.2020
Das Konzert war tumultuarisch verlaufen, Folkies hatten lautstark gegen Phils Rock’n’Roll-Hommagen protestiert (daneben war die Beschimpfung Dylans – „Judas!“ – in England Kindergeburtstag). Dann wurde vom Veranstalter der Saft abgedreht, es kam zu Randale, Ochs wurde der Halle verwiesen, verschaffte sich aber „gewaltsam“ (Statement der Carnegie Hall) mit etlichen Fans wieder Zugang, absolvierte die zweite Hälfte seines Konzerts bevor die Polizei anrückte. Die Carnegie Hall erteilte ihm Hausverbot auf Lebenszeit, doch sollte dieses Leben ja nicht mehr lange währen. So viel in aller Kürze zum Gig, dessen Mitschnitt bei A&M nicht als veröffentlichungswürdig erachtet wurde. Nicht nur, weil Elvis und Buddy im Zentrum des musikalischen Geschehens standen, sondern auch aufgrund des durch Missfallenskundgebungen enttäuschter Polit-Folkies gestörten Ablaufs. Phil Ochs, der selbst zuvor Bob Dylan die bittersten Vorwürfe gemacht hatte, weil dessen Songs in Phils Augen zunehmend Gesellschaftskritik und Radikalität vermissen ließen, geriet nun selbst unter Anpassungsverdacht. Kurzum, A&M war die Gemengelage zu prekär. Und auf Platte sowieso unverkäuflich.
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