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Zu Stage Struck
Erst etwas mehr als ein Dreivierteljahr vor Erscheinen von Stage Struck hatte ich Musik, vor allem das Hard´n-Heavy-Feld, für mich als identitätsstiftend entdeckt. Vorher war mir sein Name ausgerechnet bereits in einer Publikation wie Bravo o.ä. begegnet, im Zusammenhang mit dem 80er Line-Up des Reading Festivals. Ich bin mir recht sicher, dass ich Rory Gallagher noch nicht einmal als Eigen-, sondern als Bandnamen interpretierte. Jedenfalls war ich daher gleich am Aufnahmeknopf des elterlichen Radiorecorders – die erste eigene Vollplastik-Kompaktanlage lag noch ein halbes Jahr in der Zukunft -, als ein Moderator ankündigte, dass er jetzt mehrere Stücke des neuen Rory-Gallagher-Live-Albums spielen würde. Das wurden dann Shin Kicker, Wayward Child, Follow Me und Shadow Play, also praktisch das halbe Album. In den folgenden Wochen und Monaten habe ich dann wieder und wieder auf den Anfang der Aufnahme zurückgespult und zum schepperigen Monosound Gitarrenposen imitiert. Ich habe nur eine ungefähre Vorstellung, welche anderen Bands und Songs sich mit gekappten Starts und Enden auf der Kassette sammelten, aber die vier Rory-Nummern in der Stage-Struck-Version und das Gefühl, mit dem ich sie wahrnahm sind mir auch nach vier Jahrzehnten noch mordspräsent. Selbstverständlich wurde es auch mein erstes Album von ihm. Dabei beruhte die Begeisterung eigentlich auf einem fulminanten Missverständnis. Wegen der Titelauswahl, die sich vor allem auf die härteren und schnelleren Songs konzentriert und wegen der angelesenen Verbindung zum Reading Festival verortete ich ihn erst einmal im Bereich NWOBHM und anderer Hardrock-Acts wie Krokus u.ä. Hahaha, bzw. shame on me.
Irgendwann zog dann Irish Tour in meiner Gunst vorbei. Brute Force and Ignorance und The Last Of The Independents gehörten nie zu meinen Favoriten (ich hätte von Beginn an die späteren Bonus Tracks Bad Penny und Keychain bevorzugt) und noch später registrierte ich dann, dass Stage Struck auch unter Rory-Fans umstritten ist. In Teilen kann ich das nachvollziehen, insbesondere auch, wenn man mit dem Bluesrock-Rock-Rory aufgewachsen ist. Ich glaube in den Liner Notes von Notes From San Francisco wird berichtet, wie beeindruckt Rory von einem Sex-Pistols-Gig war, und das er für seine nächsten Aufnahmen ein ähnliches Energielevel anstrebte. In der Hinsicht waren Photo-Finish und Top Priority Schritte in die richtige Richtung, aber erst auf Stage Struck hebt es richtig ab. Wegen all dem ein für immer hochgeschätztes Album bei mir. Das einzige, was mich wirklich stört ist das gerade eben entwickelte Bewusstsein dafür, dass sich der Titel nicht mit den Anfangsbuchstaben abkürzen lässt, ohne das es beschissen aussieht.
CSW wäre jetzt eigentlich einer meiner sehr seltenen und notwendigen Sofortkäufe gewesen, zumal es musikalisch und chronologisch zu meinem Fav-Album gehört. Da mir Musikgenuss gerade schwer fällt werde ich es mir aber erst als Belohnung zum Ende dieser miesen Zeit gönnen.
… und ja, ich habe echt zu viel coronabedingte Freizeit, wenn ich hier einen derart sentimentalen Riemen einstelle.
zuletzt geändert von pipe-bowl--
Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)