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Im Fall Duffy hatte ich mich die Tage noch bestärkend hinsichtlich dem Schutz von Opfern sexueller Gewalt geäußert, hier ist für mich ein weiterer Fall gegeben, aufgrund derer man #metoo und andere Bewegungen leider grundsätzlich kritisch sehen muss.
Bei Licht betrachtet geht es um Anschuldigungen, die nie bewiesen wurden, um familieninterne Angelegenheiten zudem, die m.E. sowieso nicht auf diese Weise in die Öffentlichkeit gehören – und vor allem gilt weiterhin im Zweifel für den Angeklagten.
Was hier passiert, ist leider, was man gegenwärtig häufig beobachten kann: Es gibt eine Anschuldigung, die medial ins Unermessliche aufgeblasen wird und von einem Twitter-Mob vorangetrieben wird, noch bevor es einen Urteilsspruch gibt. Wenn nun Schauspielerinnen und Schauspieler die Einnahmen aus Filmen mit Allen für Opfer sexueller Gewalt spenden und das medienwirksam zu Protokoll geben oder urplötzlich eine weitere Zusammenarbeit ausschließen und die bisherige als den großen Fehler ihres Lebens deklarieren, dann ist das für mich in erster Linie opportunes, rückgratloses Mistmenschverhalten.
Getoppt werden diese blasierten Allüren nur noch dadurch, wenn Nullahnung in ein flamboyantes Plädoyer mündet, das andere schonmal präventiv dazu anhalten soll, Fehler zu begehen. Auch hier bei Licht betrachtet: Da sind ein paar Leute, die mit aller höchster Wahrscheinlichkeit keinen Einblick in die Sachlage haben, aber einen Offenen Brief zum Boykott unterzeichnen, weil ihre „subjektive Empfindung“ das eben so einfordert. Ganz toll. Das ist nichts anderes als Selbstjustiz, getarnt als moralischer Opferschutz. Und Buchverlage und Labels sind da nicht anders: Sie stellen sich in der Regel genau so lange hinter ihre Künstler, wie sie nicht um die eigenen Verluste im Geldbeutel bangen müssen. Auch hier: Rückgratloses, kapitalorientiertes Verhalten, frei von jeglicher Haltung.
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Hold on Magnolia to that great highway moon