Antwort auf: Genesis

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mozzaEs kommt ja immer wieder mal vor, dass viele Leute mit Künstlern, die erfolgreich und eine Zeit lang omnipräsent sind, nichts oder nicht viel anfangen können, gerade aus den 80ern könnte man viele Beispiele nennen. Aber vor allem im Fall von Phil Collins hat sich da eine Häme, Abneigung konzentriert, die mir rätselhaft ist. Durch sein persönliches Verhalten kann dies kaum zu begründen sein, wie es vielleicht bei anderen Künstlern möglich ist. Nur Missgunst kann es auch nicht sein, da könnte man sich ja auch auf andere kommerziell erfolgreiche Künstler fokussieren. Wie gesagt, ich verstehe es auch nicht.

„In the Air Tonight“ war in beide Richtungen sein Schicksal. „Face Value“ war ja niemals als Megaseller geplant. Das war ein Soloalbum, im wahrsten Sinne des Wortes. Selbstverwirklichung mit Songs, die die Band nicht wollte. Und weil „Face Value“ nicht für die Masse ausgerichtet war, wurde sie so groß. Ein ehrliches Album, wenn man so will.

Dann hat Phil gemerkt, dass er dieses Bedienen von Erwartungen einfach drauf hat. Die Platten bis „But seriously“ waren quasi Auftragsarbeiten für Radio und Massenpublikum. Collins hat die gemacht weil er es konnte. Aus diesem Grund wurde er Produzent und Mitwirkender für unzählige andere Künstler. Man sehe sich nur mal die Box „Plays well with Others“ an. Der hatte in den 80ern ja fast überall seine Finger drin. Und so inflationär und unverkennbar, dass die Übersättigung erstaunlich lange auf sich warten ließ.
In der Zeit kamen auch die spöttischen Bemerkungen von McCartney, Bowie usw., aus denen die Häme entstand. Collins verkaufte zwar zwanzig Mal so viel Platten wie die, wurde aber als Musiker nicht mehr ernstgenommen. Obwohl er längst niemandem mehr etwas beweisen musste. Als Instrumentalist war er längst über jeden Zweifel erhaben, als Songwriter nun auch, und wie man erfolgreich ist, hatte er nun wirklich auch vorgeführt.

Warum er dann nach seinem Ausstieg bei Genesis nie wieder gute Songs veröffentlicht hat, hängt wohl mit seiner eigenen Übersättigung zusammen. Das ist die eigentlich Tragik. Die Karriere ist nach 1992 quasi völlig abgerissen. Der Alkohol hatte sicher auch damit zu tun, das jemand, der es gewohnt ist, das alles zu Gold wird was er anfäßt, plötzlich gleichermaßen künstlerisch wie kommerziell nur noch Grütze hinbekommt.
Dass er heute nur noch Beifall für Songs bekommt, die mindestens 25 Jahre alt sind, ist exakt das Gegenteil des überzogenen Hypes der 80er.

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