Antwort auf: The Sound of Japan

#10982013  | PERMALINK

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Echt schade, wenn auch nicht überraschend, dass dieser Thread immer wieder so wegschläft… Mittlerweile mache ich mir auch keine Hoffnungen mehr, dass kinkster hier ein paar Worte verliert. Da ich mich aber doch ein wenig zuständig für diesen Thread fühle, mal wieder ein paar Eindrücke meinerseits – diesmal jedoch etwas anders aufbereitet. Statt einen einzelnen Künstler und einen Teil seines Werkes zu präsentieren, werde ich einfach ein paar Sätze über LPs aus meiner Sammlung verlieren, womöglich ergibt sich dadurch dann ja auch wieder eine Regelmäßigkeit und ein Flow.

Auf UTADA Hikaru (@doc-f hat sie sowie HAMASAKI Ayumi interessanterweise schon einmal im Thread erwähnt) bin ich eigentlich erst gestoßen, als ich das schöne Artwork von Deep River in einem Laden in Ōsaka entdeckt habe. Da wusste ich noch gar nicht, dass sie mit über 30 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Künstlern in Japan zählt (Hamasaki ist mit über 50 Mio. noch einmal in einer anderen Liga). Der Salespoint war dann tatsächlich die visuelle Ausgestaltung und aus diesem Grund habe ich einfach blind zugeschlagen – wie auch schon bei ŌNUKI Taeko und YANO Akiko. Als ich dann gelesen habe, dass Deep River von 2002 ist, konnte ich es gar nicht mehr erwarten, wieder daheim in Wien die CD einzuwerfen. Als 92er-Jahrgang wurde ich zwar in den bzw. während der Noughties musikalisch sozialisiert, in der Breite bin ich in den Jahren 2000-03 aber nicht annähernd so gut ausgestattet wie in den folgenden Jahrgängen. Umso mehr freue ich mich, wenn ich interessante Alben aus diesen Jahren finde und der japanische Pop jener Tage mit SHIINA Ringo vorne mit dabei ist prinzipiell auch alles andere als uninteressant für mich.

Wahrscheinlich werde ich trotzdem immer Probleme mit diesem Pop-Rock-Soundgewand mit Dance- und R&B-Anleihen haben, das seinerzeit um die Jahrtausendwende auch bei uns ein großer Renner war. Wobei mich die Soundästhetik an sich ja gar nicht so stört, mehr die Begleiterscheinungen wie durchschnittliche Track-Spielzeiten von knapp unter fünf Minuten, die sich auch auf die Albumlänge niederschmettern, und dieser Hang zu trägen Power-Balladen. Wie auch immer, die in den USA aufgewachsene Utada singt ziemlich gut sowohl in Englisch als auch in Japanisch und hat hier ein paar schöne Stücke auf der Habenseite. Opener Sakura Doroppusu ist dabei vermutlich direkt mein liebstes und generell ein optimaler Einstieg in das Album und ihre Diskographie. Gut singen ist nämlich eine Sache, aber hier kommen tatsächlich ein paar Emotionen mit und Melodie und Produktion machen eine runde Sache daraus. Genauso gern höre ich den Titeltrack mit seinen fernöstlichen Anklängen. Passend zum Titel wird man von diesem Stück wirklich in einen melancholisch zeitlosen Strom gezogen.

Zwar ist Deep River nicht durchgängig stark und hat auch unnötigen Ballast wie Uso Mitai na I Love You mit nervtötenden Gitarren (genau das meine ich mit dieser Zeit), aber insgesamt wirkt das Album nicht so zerfahren wie andere aus diesem Eck. Und am Ende gibt es dann noch ein solides Stück, das mir letztlich vor Augen geführt hat, warum ich Utada Hikaru dann doch schon etwas länger kenne. Ihr Hikari (von dem es auch die englische Version als Bonus auf manchen Editionen gibt) ist nämlich der Titelsong zum ersten Kingdom Hearts-Spiel, einem meiner liebsten Videospiele aus der Kindheit.

Verkauft hat sich ihr drittes Studioalbum übrigens 2,5 Millionen Mal in Japan…….. in der ersten Woche wohlgemerkt. Dementsprechend einflussreich dürften Utada und das Album auch für die ganze J-Pop-Szene gewesen sein und da es ja doch ein weiter Weg vom relativ introspektiven Deep River bis zur überkandidelten Grandezza von Pamyu Pamyu Reboryūshon ist, bleibt die japanische Popwelt nach wie vor ein höchstinteressantes Pflaster für mich. Ersteres weit weg davon entfernt, eine Herzensangelegenheit zu sein, aber letztlich doch eine solide Scheibe mit einem tollen Arwork. Hmmm, ist jetzt doch länger (und etwas salopper) geworden als geplant. Wollte eigentlich ein paar Alben aufeinmal vorstellen, aber dann würge ich hier mal ab und setze das bei Gelegenheit fort.

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