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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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gypsy-tail-wind
Bei mir gab es gestern Aufnahmen von Moura Lympany, vor allem aus der wunderbaren obigen Box, die bei Australian Eloquence erschienen ist und die gesammelten Decca-Aufnahmen. Die Box präsentiert auf sieben CDs die 1941 bis 1952 entstandenen Einspielungen (solo und Konzerte). Es gab dazwischen einen Unterbruch, Legge von HMV hatte sich schon um 1940 ebenso sehr um Lympany bemüht wie Decca, wohin sie aber 1951/52 nochmal zurückkehrte, um von den technischen Fortschritten zu profitieren, die man beim Label gemacht hatte – Decca-Leute waren im Krieg ja an der Erfindung des Radars beteiligt und ihre Entwicklungen konnten später auch in der Tontechnik genutzt werden, in den späten Vierzigern und frühen Fünfzigern war Decca diesbezüglich führend – der Lympany in den Vierzigern betreuende Produzent war dafür wie es scheint ein eher schwieriger Fall. Die Aufmachung der Box bzw. des Booklets ist super, 40 Seiten, Text nur in Englisch und sehr umfangreich, mit vielen Abbildungen (Fotos, Verträge, Programmzettel …). Interessant ist an den Liner Notes gerade auch, dass sie ein wenig Einblick geben in die Politik: man war immer an neuem Repertoire interessiert, vermied es, gerade von der Konkurrenz veröffentlichte Werke zeitgleich herauszubringen (so musste etwa Lympanys Grieg-Konzert länger warten, denn RCA war mit Kapell zuvorgekommen). Die Idee, sämtliche Préludes von Rachmaninov zum Auftakt einzuspielen, ist wohl auch vor dem Hintergrund zu sehen: selbst der Komponist hatte nur ein gutes halbes Dutzend von ihnen aufgenommen. Auf der ersten CD der Box findet sich diese erste Einspielung, die in den Jahren 1941/42 über viele Monate entstand. CD 2 lief dann auch noch, zunächst die Orchesterstücke von Mendelssohn in der Mitte, später die dritte Chopin-Sonate (die damals – und überhaupt vor dieser aktuellen Box – nicht erschien, weil klanglich wohl was schief gelaufen war, sie klingt ein wenig dumpfer, ist musikalisch aber wunderbar), und zuletzt dann noch das erste Liszt-Konzert. Die Box ist klanglich wohl auf dem aktuellen Stand, denn die meisten Transfers hat Mark Obert-Thorn gemacht. Bis zur Mitte von CD 4 hören wir die frühen Decca-Aufnahmen, die CD endet dann mit dem ersten aus den BBC-Archiven gehobenen Schatz, der Einspielung des ersten Klavierkonzertes von Rawsthorne. Der zweite dieser Schätze steht am Ende der Box, die Barber-Sonate, die Lympany sich damals wohl hätte aneignen können, wenn sie denn mal eine Studio-Aufnahme davon gemacht hätte. Dazwischen gibt es auf CDs 5 und 6 sowie 7 die Decca-Aufnahmen von 1951/52: Remakes der Konzerte von Khachaturian und Saint-Saëns, die berühmte zweite Einspielung der Préludes von Rachmaninov (1951, in den Neunzigern nahm sie sie noch ein drittes Mal auf) und eine Premiere, ihre langersehnte Einspielung von „Rach 3“ (der Name, der dazu stehen sollte, ist wohl „Collins“, Anthony – nicht Lewis, wie auch im Booklet bei den Infos steht, in den Liner Notes steht aber, dass Anthony Collins am Pult stand, bei der damaligen LP ist der Fall auch klar – ein blöder Fehler in einer sonst doch schönen Präsentation).
EMI bzw. inzwischen Warner hat es bisher versäumt, die Aufnahmen von Lympany z.B. in einer Icon-Box zu bündeln. Wäre schön, wenn das gelegentlich nachgeholt würde, denn da ist wesentlich mehr zu haben als bei Decca. Zur vorläufigen Überbrückung gibt es bei Membran eine Box, die – neben der 1951er Rachmaninov-Einspielung und dem dritten Konzert – vornehmlich EMI (bzw. damals: HMV) Aufnahmen enthält (genau geprüft habe ich das nicht). Daraus hörte ich dann noch in die Préludes von Chopin herein. Die Aufnahmen aus dem Jahr 1950 (CDs 1 und 10 – der Inhalt ist hier zu sehen) entstanden zwischen den Decca-Aufnahmen für HMV, die Mendelssohn-Aufnahmen auf CD 2 entstand 1952 und zählt wohl auch zu den berühmten der frühen Aufnahmen:
Kenne diese Aufnahmen nicht, aber dies ist vorzügliche Chopin Spätsicht der Künstelerin …. :
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)