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Danke für die Antwort @vorgarten – ich denke das stimmt, was Du über BN und Washington schreibst. Da fehlte vielleicht tatsächlich die ordnende Hand von Alfred Lion, und gut ging das da, wo entweder auf Pfaden fortgeschritten wurde, die bereits vertraut waren (Morgan, Mobley, Silver zumindest bis ca. 1967/68, unterm Strich auch McLean) oder da, wo die Leute sich irgendwie selbst kuratierten (da denke ich an die McLean/Hutcherson/Moncur-Sessions, wo z.B. Shorter auch noch reinspielte, der ja auch auf Kurs blieb, wohl allein schon, weil er selbst der Typ war, der strukturiert funktioniert).
Bei Elvin Jones gehören die ersten paar Alben eher nicht dazu, danach ev. schon, aber so klar ist das nicht, wir sind ja in der bequemen Position, aus der Retrospektive urteilen zu können … wie sich das damals darstellte, ob diese Post-Coltrane-Bands (zunächst mit Joe Farrell/Jimmy Garrison, später mit Frank Foster – der ja von Basie herkam, aber dort schon immer durch eine gewisse Modernität hervorstach – Dave Liebman und Steve Grossman) als Teil desselben Umfelds wahrgenommen wurden, wie Ornette Coleman oder Eddie Gale?
Jedenfalls scheint es bei BN damals wirklich viele lose Enden gegeben zu haben – und auch ein paar Selbstläufer, die nicht immer optimal liefen. Die Reihe von Alben von Freddie Hubbard fällt mir da noch vor Mobley oder Morgan ein – die beiden machten ja einfach weiter, und für die Leute – ich gehöre dazu – die ihre Sachen mögen, blieben die Alben auch weiterhin ansprechend – bei Hubbard hätte aber wohl etwas mehr Lenkung gut getan, denn mich dünkt er schöpft sein Potential auf den Leader-Alben selten ganz aus.
Es gab ja da noch eine Ecke, die man hätte anders positionieren können: Booker Ervin machte bloss ein (sehr schönes) Album für Blue Note, mit Richard Williams an seiner Seite, der irgenwdie eh nie seine Chance als Leader gekriegt hat (am Klavier sitzt da mit Bobby Few auch ein interessanter Mann!) … oder natürlich James Spaulding, der nie eine Leader-Veröffentlichung kriegte … oder die ganzen Sidemen, denen in den späten Fünfzigern vielleicht dann mal eine Session angetragen worden wäre, ich denke vor allem an Pianisten wie Kenny Barron, John Hicks, Harold Mabern, Cedar Walton … wann hat eigentlich bei BN in der noch halbwegs klassischen Zeit der letzten Pianist debütiert? Gab’s nach Hill noch einen? Nicht mal Chick Corea (der ja bei Blue Mitchell dabei war) kriegte eine „normale“ Session bzw. man produzierte diese ganzen wunderbaren frühen Circle-Aufnahmen, aber brachte sie halt nie heraus (später auf zwei DoLPs, „Circling In“ und „Circulus“) – und diese Circle-Sessions öffnen ja nochmal ein ganz neues Fass, das ECM dann mit sowas wie „Conference of the Birds“ (oder „ARC“) zunächst abschöpfte, wo mit Sam Rivers noch ein Musiker auftaucht, mit dem man wohl bei BN nicht so richtig wusste, was anfangen (eine Session mit Tadd Dameron – echt jetzt? Bin ja dankbar dafür, dass es sie gibt, aber wer kam bloss auf die Idee, dort Rivers hinzuschicken?)
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