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Heute springe ich entsprechend wieder rückwärts. Zuerst anschließend an die gestrige Konzertaufnahme aus Rotterdam läuft die Leo Records CD mit Han Bennink und Eugene Chadbourne aus Atlanta/Georgia, vom September 2000. Ich weiß gar nicht, ob der Albumtitel 21 Years Later (Train Kept A Rollin‘) sich auf die Aufnahmen aus dem Jazz Bunker von 1980 beziehen sollen? Da würde ja ein Jahr fehlen. Ich habe gerade keine Lust auf Recherche, aber von vor 1980 gibt es keine Aufnahmen der Beiden. Na ja, genau genommen liegen 20 Jahre und 7 Monate zwischen den Aufnahmen, kann man gelten lassen. ;)
Das Programm in Atlanta unterscheidet sich ziemlich von den Aufnahmen aus Rotterdam. Es wechselt eigentlich ständig zwischen Improvisation und „Klassikern“ aus allen Genres (Broadway, Folk, Metal, Jazz, Country, Bossa Nova), Chadbourne stellt Bennink gegen Ende des Konzert gar als „… from Nashville, Tennesse“ vor, nachdem Han allerliebst den passenden Rhythmus hält.
Viel einfacher zu konsumieren als aus dem Jazz Bunker, lustig – die wichtigere Aufnahme ist die Ältere.
Auch heute lag eine Paul Whiteman Kompilation im Briefkasten: When Day Is Done: Recordings 1924-1934. Es beginnt mit „Rhapsody In Blue“, der vermutlich ältesten bekannten Aufnahme davon vom 10. Juni 1924, George Gershwin selbst übernimmt das Klavierspiel. Whiteman hat Gershwin fast genötigt ein Stück zu schreiben welches klassische und Jazzmusik verquickt. Gershwin hatte nicht zugesagt etwas zu schreiben, die Zeit war ihm zu knapp, er traute es sich nicht zu what ever, dennoch kündigte Whiteman eine neue Gershwin Komposition in seinem Programm an, so konnte Gershwin nicht mehr anders und schrieb innerhalb von zwei (?) Wochen dieses berühmte Stück.
Auch hier gibt es einige interessante Stücke, auch wieder mit Bing Crosby und einigen mit Bix Beiderbecke, Hoagy Carmichael singt und spielt den „Washboard Blues“, Frank Trumbauer und Jack Teagarden tauchen auf.
Wenn ich nicht mit allzu großem Ernst an diese Musik rangehe, kann ich mich daran erfreuen, obwohl natürlich manches geschmäcklerisch, geputzt daherkommt. Doch hatte ich mir Whitemans Musik viel kitschiger, „unhörbar“ vorgestellt. Ich kann nachfühlen, wie es in den meist großen Sälen zuging, Smoking, Ballkleid, Tanz … obwohl Whitemans Musik doch eher Zuhörmusik, Show war. Ich muss an (Ton-)Filme aus 30ern und 40ern denken. So kann ich mich damit wohlfühlen.
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