Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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clasjaz

gypsy-tail-windWelche Beethoven-Einspielung von Gulda ist denn in der Brilliant-Box? Und ja, die Koroliov-Aufnahme ist tatsächlich interessant (Afanassiev kann ich dafür leider gerade nicht finden, ist aber nicht vergessen, kommt mir dann schon mal wieder in die Finger).

Die Angaben sind spärlich, die Einspielung ist von 1967, zuerst bei Amadeo veröffentlicht, Produzent: Rudolf Mraz. 7 Minuten „kürzer“ als Gould. Der Schlusssatz (oder das Doppelgespann, das er ist), ist bei Gould aber von viel größerer Vehemenz. Ich werde das später zur Nacht noch einmal bei Schnabel nachhören und wohl auch noch bei Solomon; Korstick steht glaube ich noch hier, aber dahin ziehts mich im Moment weniger. – Afannasiev, lass Dir nur Zeit, sei aber schon jetzt bedankt!

Dies sind die Aufnahmen, welche im Sommer 1967 im ORF Studio in Klagenfurt entstanden sind …. diese Amadeo Vinyl Box war mein erstes Aufeinandertreffen mit Beethoven (+ Gulda) und wir sind hier wiederum bei Thema Einbrennen und Narben …. Gulda zu diesem Zeitpunkt wohl auf dem Scheideweg zwischen klassischer und alternativer Musik und doch war ihm diese Beethoven Gesamtaufnahme wichtig (er hätte das Projekt ansonsten sicherlich torpediert) …. er spielt die Sonaten technisch unheimlich präzise und mit Lust auf die Herausforderung der Tempi (vergleichbar mit Claudio Arrau) …. dies im durchaus treuen Einklang Beethoven`s Vorgaben und so sind die Extreme in dieser Darbietung – welche so gesehen nicht durch künstliche Eingriffen erzwungen sind – erst im Nachhinein zu erahnen …. Gulda verstand sich als Universalmusiker und daher auch „Jazzer“ (ein Segment in welchem ich ihn nie überzeugend fand, da die Wurzeln nie zu ertasten waren) und dieser Aspekt schlägt interessanterweise in die Gegenrichtung bei Beethoven durch – er bereitet zB die „Hammerklavier“ in unglaublichem Fluss und die komplexe 111er als einen fast spielerischen Gipfelsturm (möge auch „oben“ kein Sauerstoff mehr sein, eh wurscht ….) …. nichtsdestotrotz hatten diese Aufnahmen mehr lokale (aka Österreich) Anerkennung und die spätere globale Wiederverwertung – es gab nie eine hochwertige Ausführung welche sich auch mit dem Hintergrund dieser Aufnahmen auseinandergesetzt hätte (wogegen bei so manche Re-Issues ja jedem Furz ein wissenschaftlicher Epilog verabreicht wird) – in den gruseligen Brilliant bzw Philips Ausgaben führen den potentiellen Käufer gekonnt auf das Parkett des Glücksspiels – aber was für ein Hauptgewinn ….

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