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krautathaus
Frank Zappa Halloween ’73 (Live in Chicago,1973,Ltd.Boxset)
Falls jemand wegen des Kaufs überlegt: Die rangiert bei mir weder bei „Tops“ noch bei „Flops“, sondern eher bei „durchwachsen“.
Das fängt beim Sound an: Der Bass z.B. ist durchgängig beim Attack so schwach, dass sein Ton immer nur so ein wenig hinterherwummert. Die Instrumente sind dynamisch an mehreren Stellen recht dürftig austariert. Der Gitarrensound erscheint mir – wie andere Instrumente aber auch – zu dünn und blass. Gleiches gilt für den Gesang. Insgesamt fehlt es den Aufnahmen also an Strahlkraft/Farbigkeit und Volumen, einige Stellen wirken leicht angezerrt.
Nach dem ersten Durchhören neigte ich zur Ansicht, dass die Rehearsals vom 20./21.10.73 eigentlich das Beste an der Box seien. Und in der Tat würde ich darunter auch weiterhin die drei besten Tracks sehen („Dog breath variations“ / „Uncle meat“ / „RDNZL“), aber mittlerweile hat sich das etwas relativiert, da sich bei den Rehearsals auch echt verzichtbare Tracks finden („Farther O’Blivion“ / „Cosmik debris“), die ich kein zweites Mal hören müsste.
Bei den letzten Tracks, die auch immer mal wieder von Unterbrechungen und wiederholt geprobten Teilen geprägt sind, hat man allerdings auch mitunter einen ganz interessanten Einblick in die Probenwerkstatt Zappas. Klar wird hier: Die Band hat mächtig Spaß und bewegt sich zwischen völlig lockeren Scherzen und höchster Konzentration auf die ziemlich abgefahrenen Anforderungen, die Zappa ihr zumutet. Diese Anforderungen sind nicht nur das richtige Spielen der komponierten Teile, sondern eben auch das sehr schnelle Reagieren auf die Zeichen Zappas, mithilfe derer bestimmte Figuren/Licks/Riffs spontan in den Songablauf integriert werden müssen.
In diesem Zusammenhang soll die Bemerkung nicht fehlen, dass das Oktett sich hier Ende Oktober 1973 noch nicht auf der Höhe der legendären „Roxy“-Gigs im Dezember 1973 befindet. Dort nämlich ist dann die ganze Souveränität zu hören, auf welcher auch diese mitreißende spielerische Leichtigkeit basiert, für welche das Oktett als eines der „Zappa-Referenz-Ensembles“ steht. Auch der Qualität der Improvisationen kommt diese Souveränität zugute. Gerade bei den ersten „Halloween“-Tracks von CD1 höre ich hingegen so eine Art fehlende Lockerheit – mutmaßlich, weil die Band aus nachvollziehbaren Gründen noch im „Erst-einmal-sicher-spielen“-Modus ist. (Dieses Gefühl vermitteln mir die besten Tracks der Rehearsals witzigerweise nicht.)
Insofern: Wer kein Komplettist und/oder Hardcore-Fan ist, sondern dieses tolle Oktett vielleicht nur mal über die obligatorische „Roxy & Elsewhere“ (auf der sich ja zudem Overdubs befinden) hinaus anhören möchte, der ist mit „Roxy – The Movie“ (macht einfach auch Spaß, die Band zu SEHEN…) und zum Vertiefen mit „The Roxy Performances“ (also dem „Komplettpaket“ der Roxy-Gigs) für meine Begriffe besser bedient. Davon ginge auch bei mir alles als „TOP“ durch.
zuletzt geändert von gruenschnabel--