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thesidewinder@zoji Ich danke dir für die ausführlichen Tipps, ich habe jetzt mal die Box mit den 10 Alben auf die Wunschliste gesetzt. Und du hast recht, das Äquivalent zu Hooker besitze ich. Nichts was man am Stück hört aber man vermisst nichts als Neuling. Auf den Namen Blind Willie Johnson bin ich bei meinen Recherchen auch gestoßen, habe mich aber erst einmal noch nicht mit ihm befasst. (Waren damals allgemein mehr Leute blind oder nur die Blueser?) Ich habe mir jetzt mal die hier vorgemerkt.
Oh, die enthält sogar mehr Titel als meine. Vielleicht lege ich da auch noch einmal nach.
Nicht nur Blinde, es gibt auch einen erstaunlichen Anteil sonstwie verkrüppelter Bluesmusiker. Ich habe dazu ´mal irgendetwas gelesen, was im wesentlichen bestätigt hat, was ich mir selbst schon zusammenreimte, habe aber die Quelle vergessen. Die Antwort lief ungefähr auf „beides“ hinaus. Zunächst einmal gab es mehr Gehandicapte, weil die medizinische Entwicklung nicht so weit war wie heute. Vor allem war aber der Zugang zur Versorgung für die armen Bevölkerungsschichten lausig, was umso mehr galt, wenn es sich noch um rassistisch diskriminierte Ethnien handelt. Die Behinderung schränkte wiederum die Möglichkeiten den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten ein, weshalb ein im Vergleich zur Gesamtbevölkerung höherer Anteil sein Glück mit Musik an der Straßenecke versuchte. Klang für mich soweit plausibel.
Anschlussfragen wären für mich, ob das Klischee stimmt, dass die Sinne blinder Menschen geschärft sind und sie daher oft auch eine besondere Qualität als Musiker entwickeln und warum das im Jazz, jedenfalls soweit ich es wahrnehme, geringer verbreitet war. Ersteres weiß ich nicht, allerdings habe ich mal sehr kurze Zeit in einer Art Blinden- und Sehbehinderteninternat gearbeitet und es war für mich schnell auffällig, wie viele Umweltreize diese Menschen mitbekommen, die mir sicherlich entgangen wären, wenn ich alleine auf mein Gehör statt auf meinen Gesichtssinn angewiesen wäre. Was Jazz betrifft könnte ich mir vorstellen, dass die meist einen leichteren Zugang zu medizinischer Versorgung hatten, weil er stärker städtisch geprägt war. Aber das ist nur so ins Blaue spekuliert.
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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)