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thesidewinder
Und noch einmal ja, die Best Of habe ich dann auch vorzeitig abgeschaltet weil mir das Ganze zu poppig geraten war, kannst du in dieser Hinsicht etwas aus dem Frühwerk von King empfehlen?
Hatte ich mir ein bisschen gedacht, deshalb auch die Nachfrage. King ist für mich eigentlich DER Popmusiker unter den Bluesmen, bevor es den Begriff überhaupt gab. Trotzdem, ich springe zwar gerne ein, solange sich kein anderer berufen fühlt, aber auch für King bin ich kein Experte, da gibt’s bei mir viele Lücken. Theoretisch ist er wohl leichter zu erschließen als Hopkins oder Hooker, da er für weniger Label tätig war, aber wie viele Aufnahmen da wann und wo und für wen gemacht wurden ist für mich dennoch unübersichtlich
Ich decke seine Frühzeit im Moment hiermit ab und ergänze mit dieser, Dir ja auch bekannten Serie. Bei letzterer nimmt man dann aber schon in Kauf, dass es ein Album enthält, das in irgendeinem Zusammenhang mit Duke Ellington steht, und auf dem King nur kurz in Erscheinung tritt und welches sicher weder für den einen noch den anderen essenziell ist. Hätte ich die beiden nicht, würde ich derzeit hiermit einsteigen. Wenn ich mich recht erinnere besitzt Du das Äquivalent von Hooker, und wenn Du findest, dass das für Hooker einen guten Job macht, dann tut Milestones es auch für King, außerdem scheint es derzeit das umfangreichste Set zu sein. Ich selbst verzichte wegen zu vieler Überschneidungen und warte auf 30-Alben-auf-15-CDs oder ähnliches, vermutlich nur eine Frage der Zeit bis so etwas kommt.
Dir ist das vermutlich zu sehr Pop, aber mein persönlicher Lieblings-King findet etwa von 1965 bis in die frühen Siebziger statt, eingerahmt von zwei Live-Alben, nämlich At The Regal, welches oft als bestes Live-Blues-Album ever nominiert wird, und At Cook County Jail. Dazwischen liegen Studioalben wie Completely Well, Indianola Mississippi Seeds oder das vielgescholtene In London, welches mir um einiges besser gefällt, als die London-Alben seiner Weggefährten. Inzwischen hatte er Soulelemente adaptiert und eine dezente Funkyness entwickelt, die ich ganz großartig finde. Die Musik wird auch zunehmend atmosphärischer. Toll finde ich z. B., wie er auf einzelnen Stücken in dieser Zeit Streicher einsetzt. Ich bin im allgemeinen kein Freund von Strings im Blues (oder Jazz). Meist klingt das für mich wie der Vorläufer von Synthteppichen. Es glättet, rundet, macht alles weicher und nimmt der Musik Tiefenschärfe. In dieser Phase Kings unterstreichen sie aber nicht nur seine Eleganz, es macht seine Musik auch ein bisschen dunkler und bedrohlicher. Ich habe da immer das zugegeben klischeebehaftete Bild des Hitzeflirrens über einem staubigen, in ein Südstaatennest, in dem nichts gutes auf Dich wartet, führenden Highway vor Augen. Aber vielleicht bin ich auch weltweit der Einzige, der das als Bereicherung wahrnimmt. Und so toll ich es auch finde, auch hier gibt es bei mir Lücken und eventuell weitere zu entdeckende Schätze.
Aus der Zeit von Mitte der 70er bis in die 90er kenne ich nur drei oder vier Alben und besitze keines mehr. Die fand ich im besten Fall langweilig, einiges auch fürchterlich, jedenfalls haben sie verhindert, dass ich mich in dieser Karrierephase weiter umhöre. Falls es da, oder zu jeder anderen Zeit, Perlen zu finden gibt danke ich für jeden Hinweis.
Mit Blues Summit beginnt dann für mich seine Konsolidierung in der er in schöner Regel- und Gleichmäßigkeit gutes, bisweilen sogar starkes, und mediokres fast abwechselnd veröffentlicht hat. Imho ist dabei ausgerechnet sein Schwanengesang One Kind Favor am besten gelungen.
Bist Du bei Deinen Wiki-Recherchen eigentlich schon auf Blind Willie Johnson gestoßen? Meine persönliche Nummer 1 unter den Pre-War-Größen. Und nicht unbedingt als Geheimtipp, aber doch eher aus der zweiten Reihe finde ich noch Tommy McClennan und Robert Petway ganz wunderbar.
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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)