Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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napoleon-dynamite
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@ewaldsghost
Ich will wirklich niemandem vorschreiben, wie und wo er sich Filme anschauen soll. Würde es mir an Kinos, die den Film zeigen, fehlen, würde ich mich wahrscheinlich auch eher für die relativ zeitnahe Netflix-Auswertung denn einen DVD-/BluRay-Release entscheiden, der (gerade bei Netflix-Produktionen) in unbestimmter Zukunft liegt.

Aus meiner eigenen Sicht (nach Möglichkeit Neuerscheinungen im Kino, nach Möglichkeit die cinephil engagierten Kinos unterstützen) und Erfahrung würde ich hingegen sagen: Wenn man daran interessiert ist, dass die Kinos in der eigenen Umgebung erhalten bleiben und ein möglichst breites Programm spielen können, ist Netflix keine gute Alternative oder Ergänzung. Dass ein Film wie „The Irishman“ überhaupt im Kino läuft, verdankt sich bestenfalls der Kritik, die Netflix im Zuge von Filmfestivalauftritten und der ursrpünglichen Weigerung, Content für eine Kinoauswertung freizulassen, einstecken musste. Dass es sich dabei nur um einen limitierten Kino-Release (selbst in Großstädten) mit wenigen beteiligten Kinos und relativ kurzer Spielzeit handelt, unverhältnismäßig jedenfalls für einen solch kommerziellen Film, ist da Teil der Werbestrategie: Wenn’s halt weit zum Kino ist und die Streaming-Premiere nur einige Tage entfernt, überlegt es sich jemand, der unter anderen Umständen „The Irishman“ gerne im Kino gesehen hätte, eher zweimal.

Wer im Filmsegment von Netflix nicht die Popularität und Breitenwirksamkeit von Scorsese besitzt, kriegt nicht mal diesen limitierten Kino-Release. Betroffen sind davon nicht nur Plattform-eigene Produktionen, sondern auch Filme, für die Netflix die Vertriebsrechte kauft: Mati Diops „Atlantique“, im Wettbewerb von Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet, kommt z.B. in Deutschland nicht mal in die Kinos, die ihn gerne in ihr Sortiment genommen hätte. Und bleibt hier somit unsichtbar, da Filmjournalisten in den wenigsten Fällen über Streaming-Releases schreiben.

(Auf einem anderen Blatt steht natürlich, dass Netflix gegenüber den Erpressungsmethoden des Disney-Konzerns, dem mittlerweile alles Mögliche gehört, das weitaus kleinere Übel ist …)

 

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A Kiss in the Dreamhouse