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Anonym
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Jean-Luc Godard, Le Livre d’Image.
Nicht so ganz leicht fällt mir dieser Film, eher: diese Invention, diese weitere verkapselte Erfindung. Das Verkuppeln der Bilder, das aber keines sein will. Dann bin ich wieder versöhnt. Die Bilder sind alle da, es sind die neuen Kombinationen. Und nun, nach weiterem Sehen, scheint mir, dass Godard hier noch einmal unerbittlicher wird, obwohl er zugleich kein Interesse mehr daran hat, etwas Gültiges zu sagen. Sogenanntes Gültiges. Es gibt dies alles bereits, in den Histoire(s), später auch. Und er kann erzählen, was er will – Le Mépris sei nichts Besonderes – im bestimmt fünf Minuten dauernden, sogenanntem, Abspann, tauchen die Worte daraus wieder auf. (Es ist auch nichts Besonderes, aber irgendein Funke bleibt wohl, und sei er, in altem Stil, ironisch, also zitierend.) Sprache, heißt es dort außerdem oder in der letzten Konzentration, sei keine Rede. Von wem immer dieses Zitat stammen mag, es stimmt. Die Rede wäre wohl ganz gerne ein Sprechen, aber: Nichts zu machen. Sobald man das Sprechen im Alltag übertreibt, wird es albern. Auch das sehe ich im Moment in diesem Film.
Es gibt da mindestens noch etwas. Die Kierkegaard’sche Wiederholung. Immer und immer wieder zusammenfügen, neu, anders, aber insgesamt unerquicklich, weil das Zurück schon wieder anachronistisch ist. Mit dem Unterton, es wird schon irgendetwas dabei herauskommen. Und beim nächsten Mal wird alles anders. So kann man das sehen, jede Veränderung beleuchtet irgendwas. Und am Ende ist es fast wurscht. – So schlicht einstweilen meine Lektüre dieses Films.
Ja, ich sage immer noch: Lektüre. Obwohl Godard hier so zusammenmalt, dass die Bilder endlich das Entscheidende seien. Das wollte er immer schon, was sonst. Aber – Bilder sind nichts für Gedanken und ich weiß nicht, wie sehr weit ich ihm noch folgen möchte, wenn er sagt, dass man mit den Händen denken sollte. Es ist nicht abwegig, was er meint. Eine schöne Hand ist etwas Feines – und da gebe ich Godard schon wieder nach, wenn er daraus spitzbübisch einen erhobenen Zeigefinger macht, der auch anderes meinen könnte.
Und, ich muss diesen Film noch öfters sehen.
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