Antwort auf: Aktueller Jazz

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gypsy-tail-wind
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Vijay Iyer/Craig Taborn – The Transitory Poems: Live at Liszt Academy Budapest (ECM, 2019)

Ich packe das gleich mal hier rein … war ja im Vorfeld etwas skeptisch und es hat daher auch einige Monate gedauert, bis das Album doch noch gekauft wurde. Gestern spät wanderte es ein erstes Mal in den Player, jetzt gleich nochmal. Die beiden Pianisten begegneten sich 2002 in der Note Factory, der damaligen Band von Roscoe Mitchell – und ich denke das war auch das erste Mal, dass ich Iyers Nahmen zur Kenntnis genommen hatte, Taborn hatte ich davor schon mit Dave Douglas live gehört (am Fender Rhodes, und nebenan bzw. gegenüber sass Jamie Saft am Wurlitzer – verdammt geiler Sound!). In der Zwischenzeit gab’s Taborn mal als Solisten, Iyer mit seinem superben Trio, und von beiden kaufte ich eine handvoll CDs (was gerade bei Iyer doch nur einen recht kleinen Teil seines bisherigen Outputs ausmacht).

Im März 2018 trafen die beiden sich in Budapest für ein völlig improvisiertes Konzert (und ECM brachte das nach nur einem Jahr auch schon heraus – merci!), in dessen Rahmen sie aber auch spontane Elogen für die verstorbenen Idole und Vorbilder Cecil Taylor, Muhal Richard Abrams und Geri Allen sowie den Maler und Skulptor Jack Whitten einstreuten. Wie die beiden zwischen einer ganzen Menge an Dialekten und Idiolekten hin- und herspringen, man mit-, dann wieder nebeneinander spielen, die rechten Hände holpernd-insistierende Rhythmen gestalten, während die Linken mal zu melodischen Höhenflügen abheben, dann wieder minimalistische Motive repetieren, sich verzahnen, zu Clustern verdichten – das ist höchst faszinierend! Obwohl das Set in acht Teile aufgeteilt ist (ganz zum Ende gibt es mit „When Kabuya Dances“ von Geri Allen dann noch ein eingeflochtenes Stück, der Rest wurde spontan improvisiert, die Elogen wohl nachträglich als solche deklariert bzw. einzelnen Teilen des Konzertes zugewiesen), obwohl es mannigfaltige Sprünge und Richtungsänderungen, Wechsel der musikalischen Ausdrucksformen gibt, wirkt das Set wie aus einem Guss. Es dauert ungefähr 75 Minuten und klingt tatsächlich so, als seien hier zwei geniale Ingenieure am Werk, die zugleich das Gesamtbauwerk errichten, dabei aber auch bereits ganz viele Details mit viel Liebe ausgestalten.

Wärmste Empfehlung für Piano-Fans, für Fans der genannten Vorbilder (Taylor, Abrams, Allen), für Fans von Iyer und Taborn natürlich sowieso … das Schaffen dieser beiden Herren werde ich jedenfalls gerne weiter verfolgen!

Es gibt natürlich längst ausführlichere Rezensionen, z.B. hier jene vom Free Jazz Blog:
http://www.freejazzblog.org/2019/04/vijay-iyer-craig-taborn-transitory.html

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