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@gypsy and soulpope: danke fuer das feedback! Und ja, als ich vorhin eine Volkskrant von 1985 las und merkte, dass ich von den rezensierten Neuerscheinungen mit niederlaendischem Jazz drei von fuenf hab, fiel mir auch auf, dass sich meine Sammlung angebotsbedingt ein wenig spezialisiert hat (von den beiden fehlenden ist eines eine Kassette und das andere hab ich schon ein paar Mal stehenlassen, kommt naechstes Mal mit). Auf dem Heimweg lief noch via spotify das hier:
Boy Edgar Sound – Live at Shaffy
ich hab inzwischen ein wenig weitergelesen und einen besseren Ueberblick von Boy Edgar’s Schaffen ausserhalb der Medizin (das ist er wirklich, den Krebs hat er nicht besiegt, aber sehr reale und beachtliche credentials sind das schon). Es gibt grob gesagt zwei Schaffensphasen. Die fruehe besteht aus den zwei Artone Alben und der NJA CD in den 60ern. Was hier heraussticht, sind die Arrangements und Kompositionen von Theo Lovendie, die eine Verbindung zwischen Avantgarde und Big Band Jazz darstellten, die anderswo im Jazz sehr viel weniger selbstverstaendlich war. Die zweite Phase ist in den 70ern und besteht aus diesem Album (Live at Shaffy), dem Ellington Tribute und dem Album Multifaced Gerry unter dem Namen von Edgars Freundin, der Saengerin Gerrie van der Klei… und, na ja, ich bin auch immer wieder ueberrascht, wie gut meine Freundin singt, also, sie tut das mehr so 5 Minuten pro Monat, sicher nicht mehr, aber es ist schon echt ungewoehnlich sicher in der Intonation und klingt auch gar nicht schlecht… aber sie kann nicht so gut singen wie Johnny Griffin Saxophon spielen konnte… und mit der Freundin von Boy Edgar ist es das gleiche. Der Unterschied ist, dass meine Freundin das sofort einsehen wuerde (Johnny Griffin ist ja auch ziemlich gut) und dass es voellig ohne Konsequenzen ist.
Im Rahmen gewisser Beschraenkungen ist Gerrie van der Klei eine hochrespektable Saengerin. Aber wenn sie auf dem Ellington Tribute Album diverse Features hat und Griffin nur ein kurzes Solo, ist das irgendwie schade… Und jetzt muss man wissen, dass das Ellington Tribute und Multifaceted Gerry (das ich noch nicht kenn) aus den gleichen Sessions stammen, und dass auf dem Ellington Album eher die Sachen gelandet sind, auf denen Gerrie nicht soo im Vordergrund steht… Live at Shaffy hat leider kein Schwesteralbum, auf das die Gesangsfeatures ausgelagert werden konnten… auch sonst war das Budget etwas kleiner. Statt Big Band gibt es hier Rhythmusgruppe, Gerrie und den sechskoepfigen Saxophonsatz… Die Wurzeln von Edgar’s Begeisterung fuer Duke Ellington sind hier leicht zu erkennen. Auf Ellingtons fruehen Stuecken aus den 20ern gibt es immer wieder diese Idee, die Saengerin als vierte (hier siebte, fuehrende) Vocalese-Stimme mit (bzw ueber) den Saxophonsatz zu setzen, und ihr dafuer nicht auch noch ein Extrafeature zu geben… Und so hat es Edgar geschafft, seine Ellingtonbegeisterung vorzuschieben, um ein paar Saxophonsoli auf seinem Album unterzubringen… Respekt… aber soo schnell will ich es nicht nochmal hoeren.
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