Antwort auf: Album des Monats | 2019

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Gang of One

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September:

THE HIGHWOMEN – s/t

Ein hochmelodisches, abwechslungsreiches und geschmackssicher instrumentiertes Country-Album. Die Idee zu dem Projekt und der Bandname (angelehnt an The Highwaymen) stammen von Amanda Shires, die nicht nur Brandi Carlile, Natalie Hemby und Pop-Country-Star Maren Morris dafür gewonnen, sondern auch gleich ihren Ehemann Jason Isbell mitgebracht hat, der auf dem Album und bei den Auftritten E-Gitarre spielt (sie selbst trägt mit ihrer Geige, ihren Songs und ihrem Gesang viel zu einigen besonders gelungenen Momenten der Platte bei).

Lead-Track (und einer der Höhepunkte) ist „The Highwomen“, der Melodie und Struktur von Jimmy Webbs „Highwayman“ übernimmt (ein Gruß an die erwähnte Supergruppe) und die Vorlage durch einen neuen Text verbessert – am meisten ergreift mich hier die Strophe über die freedom riders, gesungen von Gastsängerin Yola (Carter). Zwei weitere Höhepunkte sind für mich „Cocktail and a Song“, von Amanda Shires geschrieben und gesungen, ein Dialog zwischen einer Tochter und ihrem Vater, der seinem Tod entgegensieht, und „If She Ever Leaves Me“, „a gay country song“, von Brandi Carlile gesungen und von Shires und Isbell geschrieben. Hitverdächtig sind außerdem „Redesigning Women“ (die erste Single) und das von Maren Morris gesungene „Loose Change“.

Ich mag im Grunde aber jeden Track des Albums. Speziell verteidigen muss ich wohl „My Only Child“, weil Birgit Fuss den im RS als „Familien-Kitsch“ bezeichnet hat: Das halte ich für falsch und ungerecht. „My Only Child“ wird gesungen aus Sicht einer Frau, deren Kind sich ein Geschwisterchen wünscht und dem sie erklären muss, dass daraus nichts werden wird, sie es aber trotzdem lieb hat – wofür Natalie Hemby und ihre Ko-Autorinnen nicht nur die richtigen Worte, sondern auch einen melodisch starken Refrain gefunden haben. Ich höre da keinen Kitsch, sondern emotionale und musikalische Intelligenz. Insgesamt bietet das Album eine für mich ansprechende Mischung aus ernsten und leichten, unterhaltsamen und nachdenklichen Stücken.

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To Hell with Poverty