Antwort auf: Die besten Sänger aller Zeiten

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wahr

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Beiträge: 15,224

hier nochmal meine ergänzte liste, bei der ich es vorerst bewenden lassen möchte. meine vorherige liste habe ich gelöscht.

ohne reihenfolge, just so wie aus dem gehirn gezogen (daher kleinschreibung):

sky saxon: heult weniger als roky erickson, hat aber einen ähnlichen irrsinn in seiner stimme

roky erickson: heult mehr als sky saxon, hat auch mehr monster in petto, die an der biegung hinter den stimmbändern immer bereit sind plötzlich hervorzuspringen.

syd barrett: macht das trio der großen drogenopferstimmen perfekt. diesmal nicht aus irgendwelchen bundesstaaten mit hohem sonneneintrag kommend, sondern aus dem regnerischen, moosbewachsenen england, die britische green language, die von einer allumfassend belebten natur erzählt, immer dabei.

robert wyatt: wyatt erzählte mal, seine frau alfreda benge könnte auch für einen stein mitleid empfinden. das veschafft mir einen guten übergang, denn das ist green language par excellence. und auch bei robert wyatt höre ich eine gewisse ländliche unwirklichkeit heraus, wenn er mit hoher stimme von einem schwarm spatzen singt, der sich wie ein zusammenhängender organismus verhält.

al green erwähnte ich schon weiter oben. für mich einer der beste soul-sänger. siedelt in regionen, wo sex und gott eins werden.

schockierend – zumindest für mich – dass ich beefheart im moment nicht nennen mag.

dafür aber ist mark e. smith unbedingt zu nennen, der die (gar nicht) immer gleichen the fall lebenslang mit seiner stimme geprägt hat. proklamierend, hämisch, mit megaphon und konfrontationslustig ließ sie uns teilnehmen an den jahrzehnten, sie wurde älter wie wir selbst und sie tat nicht so, als würde die zeit stehen bleiben – bis zu smiths erschütterndem ende, als die stimme nur noch krächzen konnte, und da blieb für mich wirklich die zeit stehen, genauso wie beim tod david bowies.

jürgen gleue hat die fähigkeit, in seine immer etwas nasal und beleidigt klingende stimme eine gefährlichkeit einzubetten, als wäre er an orten zuhause, die die meisten menschen meiden, wenn sie noch bei trost sind. und niemand kann englisch so schön mit offensivem deutschen akzent versetzen.

curtis mayfield ist das rollenmodell für unzählige reggae-sänger, die mit ähnlich hoher stimmlage das sind, was elvis-impersonator für elvis … nein, das ist ungerecht gegenüber horace andy, junior murvin und wayne jarrett, die ich jetzt alle mal zusammen mit curtis aufs treppchen heben möchte.

über den allseits bekannten komplex jaggerrichardsmccartneylennonharrison ist schon soviel geschrieben worden, auch von mir, dass ich die jetzt alle mal als würdige sängerkandidaten hier kommentarlos stehen lasse, was ja eigentlich gar nicht meinem anspruch genügt.

wer für mich ganz ähnlich wie jagger klingt, aber doch noch mal um einiges durchgedrehter und lebensgefährlicher: james chance.

peter hammill hat den unlockersten gesang des universums. geschätzt von menschen, die versuchen mittels vernunft und eisernen prinzipien am gesellschaftlichen leben teilhaben zu wollen, bis sie durch ständige gegenarbeit des alltags dazu getrieben werden, ab und an mal wände anzuschreien. typen wie ich also.

david thomas: nicht der nuschler aus tulsa (das wäre j.j. cale, den ich hier auch gerne nenne), sondern der brabbler aus cleveland. wieder so ein lebensbegleiter, für überraschungen gut, so wie letztes jahr in hamburg, als pere ubu ein lustiges und lärmiges set hinlegte.

fred schneider ist der verflucht nochmal beste crooner, der je aldebaran verlassen hat. irggendwie mag ich bryan ferry momentan nicht mehr so richtig, aber das wird mir bei fred schneider nie nie nie passieren.

da wir bei camp-kultur sind: david bowie ist hier ebenfalls unbedingt zu nennen, weil sein gesang eine perspektive eröffnet hat, dass es immer etwas gibt, was dazwischen ist, nicht eindeutig, nicht verlässlich – und dass genau das wunderklasse ist!

rufus wainwrights diven-pathos vermengt sich aufs schönste mit seiner kanadischen herkunft als sproß von musikerintellektuellen. ums mal mit sport zu sagen: agassi und graf hätten keinen talentierteren tennisspieler produzieren können.

ich habe nie eine platte von queen besessen, trotzdem mochte ich die band schon immer viel lieber als machomonsterrocker wie led zep. freddie mercury strahlte eine helle energie aus und ich mochte seinen gesang, das drama und den witz seiner performance. ich finde es auch wunderbar, dass er sein gebiss nicht hat richten lassen.

auch in die liga uneindeutiger geschlechterbilder könnte man caetano veloso einordnen, der nicht nur eine wunderbar warme stimme hat, sondern der von den 60er jahren an bis zum heutigen tag auf einsamem qualitätsniveau komponiert.

apropos 60er jahre: sal valentino von den beau brummels hat eine tiefe, volle stimme, die autorität ausstrahlt und die mir besonders auf der zweiten beau brummels „volume 2“ sehr gut gefällt. produziert von sly stone, den ich jetzt auch mal hier erwähne, von irrsinn geküsst und einige schrauben überdreht, vorreiter von prince, dessen stimme ich auch sehr schätze. zwei männer wieder der uneindeutigkeit mit superriesentalent und umsetzungswillen, aber auch mit hang zur selbstisolation.

hätten sich die weißen diebe der bluesmusik ein beispiel am freundlichen, zurückgenommenen, aber nicht minder fesselnden gesangsstil von mississippi john hurt genommen, statt howlin‘ wolf nachzueifern, dann wäre der welt wohl die ein oder andere rockröhre (m/w/d) erspart geblieben. und howlin‘ wolf konnte eh nur einer imitieren, nämlich don van vliet a.k.a. capt. beefheart. der machte sich nach howlin‘ wolfs tod mal einen spaß daraus, ein ehemaliges mitglied von wolfs band auf der bühne hinter einem vorhang mit seiner howlin‘ wolf-stimme anzusprechen. der so angesprochene sprang daraufhin der legende nach mehrere meter in die höhe und bat beefheart mit zitternder stimme, so etwas nie wieder zu tun. somit ist jetzt auch beefheart wieder vollständig rehabilitiert und in die liste meiner liebsten sänger zurückgekehrt.

es gäbe noch einige, die zu erwähnen wären – tim buckley, nick drake, brian eno, alexander tucker, lou reed – auch einige, die ich früher erwähnt hätte, momentan aber nicht mehr – john cale, neil young – aber ich lass es jetzt dabei.