Antwort auf: Deutscher Jazz, Jazz aus Deutschland

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gypsy-tail-wind
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Ich extrahiere das alles aus dem Hörthread und möchte @lotterlotta @imernst @soulpope etc. bitten, die Diskussion doch hier wieterzuführen, da stehen viel zu viele gute Hinweise drin, als dass man sie schon in ein paar Tagen im Hörthread nicht mehr finden sollte!

Da und dort füge ich noch rasch ein paar Kommentare ein, war gestern unterwegs und las drum alles erst heute Morgen nach.

lotterlotta
Albert Mangelsdorff-solo (mps)

…nach wie vor zu blöd, die cover hier einzustellen!

Hatte ihn früher immer mal wieder mit dem „united jazz….“ in Göttingen live erlebt, konnte mich aber mit seinen solo-einspielungen nicht so wirklich anfreunden. Das hat sich in den letzten Monaten allerdings stark gewandelt, sowohl in den kleineren Besetzungen (trio,duo) als auch solo genieße ich jeden Ton. Sein Werk ist allerdings für mein Budget eine Spur zu umfangreich (173 Scheiben). Wollte mich erst einmal mit seinen mps-VÖ auseinandersetzen, habe da momentan die oben genannte sowie
die „solo now“(wenn man sie denn als Mangelsdorff-Scheibe sehen möchte) und die „and friends“ und eine Don Cherry mit ihm.

Welche wären noch sehr empfehlenswert? Hatte die „open space“ mit Karen Krog/John Surman/Francy Boland/Niels H.O.Pedersen/Daniel Humair ins Auge gefasst. Lohnt sich die Anschaffung, in gutem Zustand immerhin 50€+! Kann jemand was inhaltlich zur Scheibe sagen?

imernst

lotterlotta
Albert Mangelsdorff-solo (mps)

Hatte die „open space“ mit Karen Krog/John Surman/Francy Boland/Niels H.O.Pedersen/Daniel Humair ins Auge gefasst. Lohnt sich die Anschaffung, in gutem Zustand immerhin 50€+! Kann jemand was inhaltlich zur Scheibe sagen?

@lotterlotta Anstelle von „Open Space“ eventuell eher „C’est Tout“ (bezogen auf Karin Krog’s Mitwirkung).

Ansonsten enthält „Open Space“ eine schöne Interpretation von Hancock’s „Maiden Voyage“ mit Karin Krog’s eigenwilligen vokalen Einwürfen während z.B. Surman’s solo. „Hello Thursday“ von Surman ist doch schon Fee Jazz aber wie bei allen Stücken dieser Platte deutlich strukturiert. Etwa bei Minute 5:00 mit einem tollen Solo von AM. Fast noch besser Mangelsdorff solierend auf „Winter Song“, dann Surman am Bariton. Daniel Humair zeigt wieder warum er einer der besten Schlagzeuger seiner Generation ist. Und obwohl Niels-Henning Ørsted Pedersen im Vergleich zu Surman, Krog, Mangelsdorff oder auch Humair in seiner allgemeinen stylistischen Bandbreite doch deutlich beschränkter agiert, ist er natürlich ein begnadeter Bassist – und das hört man! Während ich diese Zeile schreibe höre ich auch „Open Space“. Und um so mehr ich davon wieder höre neige ich zu der Aussage: „Kaufen“! (und zwar doch vor „C’est Tout“)
Erweiternd hierzu folgende Alben, aufgenommen während der European Jazz All Stars Tournee 1970 in Japan.

„C’est Tout“ (Far East LP), Jazz Festival 70 (Liberty LP)
John Surman, Karin Krog, Albert Mangelsdorff, Jean-Luc Ponty, Francy Boland, Eddy Louiss, Niels-Henning Orsted Pedersen, Daniel Humair (August 18-19, 1970, Osaka)

„Our Kind Of Sabi“ (MPS)
Eddy Louiss, John Surman, Niels-Henning Orsted Pedersen, Daniel Humair (August 27-29, 1970, Tokyo)

„Astrorama“ (Liberty)
Jean-Luc Ponty, Masahiko Sato, Yoshiaki Masuo, Niels-Henning Orsted Pedersen, Motohiko Hino (August 29, 1970)

„Room 1220“ (Trio Records)
John Surman, Albert Mangelsdorff, Eddy Louiss, Niels-Henning Orsted Pedersen, Daniel Humair (August 30, 1970, Tokyo)

Mir persönlich gefällt „Room 1220“ am besten. Die Musik auf allen vier LPs bewegt sich zwischen erweiterten Mainstream bis hin zu avantgardistischen/modalen Klängen. Wobei auf „Room 1220“ ein Titel ( My Kind Of Beauty) so eine Art „futuristische Lounge“ Musik darstellt – einfach grandios. Dazu trägt nicht zuletzt Eddy Louiss an der Hammond bei. Dieser Titel ist wunderbar – und das schreibe ich, obwohl die Hammond Orgel ansonsten eher ein Grund ist mir ein Album nicht zu kaufen (mit den wunderbaren Ausnahmen natürlich). Der erste Titel ist ein Duo von John Surman mit AM und auch der längste Titel, welches diverse stylistische Ebenen durchwandert. Das zweite und kürzeste Stück ist schon deutlich im Free Jazz Bereich. Auf dieser wie auch auf eingen anderen hier vorgestellten LPs mit dem herrlichen kräftigen Ton von John Surman am Bariton!

Ich selbst gebe nur sehr selten 50,- Euro oder mehr für einen Tonträger aus (zuletzt im September 2017). Also wenn dann würde ich eher diese LP empfehlen.

Diese LP ist höchstwahrscheinlich auch die einzige die jemals in Europa als CD erhältlich war (Konnex Records, 1993).

Insgesamt sind aber alle vier wirklich eine Empfehlung wert. Jede LP mit einem ein wenig anderen musikalischen Schwerpunkt.

Auf MPS hat AM natürlich ebenfalls noch einige empfehlenswerte Alben gemacht (eigentlich praktisch alle). Hier zwei meiner Favoriten.

Und erst vor einigen Tagen wieder mit großer Freude gehört:

lotterlotta

….schreibe höre ich auch „Open Space“. Und um so mehr ich davon wieder höre neige ich zu der Aussage: „Kaufen“! (und zwar doch vor „C’est Tout“)

….Auf MPS hat AM natürlich ebenfalls noch einige empfehlenswerte Alben gemacht (eigentlich praktisch alle).

Und erst vor einigen Tagen wieder mit großer Freude gehört:

Danke für deine Einschätzung, irgendwie hatte ich die obigen beiden Anmerkungen befürchtet /erwartet

Die Ochsenzoll ist ja allein schon wegen des Covers den Kauf wert….

Und an den Aufnahmen mit Surman (einer meiner absoluten Lieblinge)führt wohl eh kein Weg dran vorbei!

soulpope
Mangelsdorff Trio mit Arild Andersen + Pierre Favre „Triplicity“ (Skip Records CD) …. tolles NDR-Workshop aus 1979 ….

imernst

soulpope
Mangelsdorff Trio mit Arild Andersen + Pierre Favre „Triplicity“ (Skip Records CD) …. tolles NDR-Workshop aus 1979 ….

Da kann ich nur zustimmen. Die Aufnahme enstand zum 144. NDR Jazz Workshop mit Michael Naura als Produzenten. Leider ist zumindest ein Titel dieses Workshops – hoffentlich nur zwengs der zeitlichen Beschränkung – nicht dabei. Mangelsdorff’s „Sparrhärmlingslied“ ist aber auf einer der Promo LPs des WDR, im Jahr der Aufnahme, veröffentlicht worden.

Aus dem gleichen Jahr ist folgende Studio Session – auch diese erhält meine Empfehlung.

Die Stücke wirken wie Skizzen – aber von Meisterhand entworfen.

Da möchte ich rasch nachtragend kommentieren (war gestern den ganzen Abend im Pub und schrieb nur rasch den Post unten, weil ich als erster da war und wartete … das Togashi-Cover sah ich erst, nachdem ich meinen Post am Mäuseklavier fertig hatte und danach war keine Zeit mehr: die beiden „Session in Paris“-Alben (das erste mit Don Cherry und Charlie Haden!) sind beide noch in den jüngsten CD-Reissues (Dezember 2018) zu haben:
http://www.cdjapan.co.jp/product/KICJ-2629
http://www.cdjapan.co.jp/product/KICJ-2630
Klar, hier ins Thema gehört nur Vol. 2, aber Togashi ist super und drum noch eine Empfehlung off-topic, wo ich gerade dabei bin: das vielleicht schönste seiner Alben (gut, ich kenne nur ein halbes Dutzend) ist „Spiritual Moments“ im Trio mit Steve Lacy und Kent Carter, und auch davon gab es im Dezember 2018 ein weiterhin erhältliches Reissue (für weiteres – das grossartige „Concerto“ im Duo mit Masabumi Kikuchi – finden wir aber im Bedarfsall einen anderen Thread!):
http://www.cdjapan.co.jp/product/KICJ-2632

gypsy-tail-wind
„Room 1220“ und „Triplicity“ sind super … die Solo- und Trioalben auf MPS mag ich auch sehr. Ich ergänze um „Hot Hut“, immmerhin mit Elvin Jones.

Am allerbesten finde ich aber weiterhin „One Tension“ und „Now Jazz Ramwong“, letzteres sicherlich einer der ganz grossen Klassiker des europäischen Jazz!

Die Diskographie ist aber in dem Fall auch für mich (gerade als CD-Käufer/Hörer) viel zu gross und ich habe noch nicht mal alle MPS-Alben komplett durchgehört, obwohl ich neben den 2-CD-Sets (Solos und Trios) auch die zwei Fünfer-Boxen (Originals Vol. 1/2) rechtzeitig gekauft habe.

Hier noch die Cover nachgereicht (vom untersten mal wieder die schöne Amiga-Variante, warum denn nicht – war das erste in DE wirklich s/w?):

redbeansandrice
getrost auslassen kann man auf jeden Fall „Albert Mangelsdorff & Members Of Klaus Lage Band ‎- Listen And Lay Back“, auch wenn die Frontline aus Helge Schneider und Mangelsdorff natuerlich einen gewissen Kuriositaetswert hat… dass die spaeteren Alben von „Albert Mangelsdorff & Members Of Klaus Lage Band“ ohne Schneider (und natuerlich erst recht ohne Klaus Lage selbst) besser sind, wuerde ich auch ungehoert auschliessen wollen

soulpope

imernst

soulpope
Mangelsdorff Trio mit Arild Andersen + Pierre Favre „Triplicity“ (Skip Records CD) …. tolles NDR-Workshop aus 1979 ….

Da kann ich nur zustimmen. Die Aufnahme enstand zum 144. NDR Jazz Workshop mit Michael Naura als Produzenten. Leider ist zumindest ein Titel dieses Workshops – hoffentlich nur zwengs der zeitlichen Beschränkung – nicht dabei. Mangelsdorff’s „Sparrhärmlingslied“ ist aber auf einer der Promo LPs des WDR, im Jahr der Aufnahme, veröffentlicht worden.

Ja, leider wurde nicht eine DoppelCD veröffentlicht, daher fehlt ein Stück bzw ein paar Titel sind editiert (aus meiner Erinnerung gibt es die kompletten Tracks auf der Tube) …. sind aber nur ein geringere Abstriche einer tollen Veröffentlichung ….

Dass das was fehlt, war mir übrigens bisher nicht bewusst – sehr schade!

soulpope

gypsy-tail-wind
… am allerbesten finde ich aber weiterhin „One Tension“ und „Now Jazz Ramwong“, letzteres sicherlich einer der ganz grossen Klassiker des europäischen Jazz!

JA !! JA !! JA !!

JA! ;-)

soulpope
Und wie unlängst hier eingestellt …. :

dietmar_
Ich möchte noch das

Diggin‘ Live At DUG, Tokyo

nennen. Ich meine mich zu erinnern, dass der Beteiligte Heinz Sauer diese Aufnahmen als seine besten bezeichnet hat? Ich finde diese Aussage gerade nicht wieder.

Bei dem Konzert im Februar 1971 waren auch Günter Lenz und Ralf Hübner dabei.

Das war ja quasi die Nachfolge-Band des Quintetts von Mitte der Sechziger (One Tension, Now Jazz Ramwong etc.) – mir ist das Quintett stets lieber gewesen, das Konzert aus Tokyo ist schon heiss, aber eben auch etwas gar ausufernd, und Sauer allein fand ich nie so wahnsinnig toll, auch wenn er zweifellos ein super Saxophonist ist. Es ist Günter Kronberg (1926–1977), der für mich neben dem Leader die Ausnahmeerscheinung im Quintett ist, bzw. es sind am ende fairerweise alle fünf, und ganz entscheidend auch Peter Trunk (mit dem damals kein deutscher Bassist mithalten konnte … Kowald war dann wohl die nächste solche Ausnahmeerscheinung, und danach bisher keiner mehr?). Auch frühe Aufnahmen, wie sie z.B. auch bei SWR – Early Discoveries von Albert und Emil M. – zu hören sind, finde ich auch noch nicht so gut … und auch das dritte Studio-Album des Quintetts, „Folk Mond & Flower Dreams“ (1967) finde ich schon weniger stimmig als die zwei davor.

Aber gut, „Diggin‘ at DUG“ ist sicher ein ****-Album!

Meine CD sieht so aus:

Gab es übrigens auch bei Amiga:

lotterlotta

soulpope
Mangelsdorff Trio mit Arild Andersen + Pierre Favre „Triplicity“ (Skip Records CD) …. tolles NDR-Workshop aus 1979 ….

nochmals zurück zu Mangelsdorff:

die triplicity ist in einer wirklich tollen Pressung für wenig Geld bci jpc erhältlich und ist für mich****1/2-***** wert, also nicht nur toll sondern phantastisch!

Viele der genannten mps-scheiben, sowie die Ochsenzoll und die room 1220 sind als vinyl für mich nicht zu bezahlen. Auch die CD

der 1220 kostet in vg/vg noch 33€ + Versand aus Japan(ein no go, cds nur mint/nm)!

now jazz ramwong ist geordert, an der open space bin ich dran! Toll ist auch noch eine VÖ aus dem NDR-Archiv mit Hans Koller und Jutta Hipp (60 Jahre NDR)…..desweiteren sehr gut bzw. grandios sind die Cherry-Aufnahmen Actions(live in Donaueschingen) sowie eternal rhythm….als CD grenzwertig auf LP im Klang um Klassen besser…..

nochmals danke für die Hinweise

soulpope

lotterlotta

soulpope
Mangelsdorff Trio mit Arild Andersen + Pierre Favre „Triplicity“ (Skip Records CD) …. tolles NDR-Workshop aus 1979 ….

nochmals zurück zu Mangelsdorff: die triplicity ist …. für mich****1/2-***** wert, also nicht nur toll sondern phantastisch!

Teile Deine Begeisterung …. jedes Wiederhören erschliesst neue Aspekte ….

imernst

lotterlotta
Viele der genannten mps-scheiben, sowie die Ochsenzoll und die room 1220 sind als vinyl für mich nicht zu bezahlen. Auch die CD der 1220 kostet in vg/vg noch 33€ + Versand aus Japan(ein no go, cds nur mint/nm)! now jazz ramwong ist geordert, an der open space bin ich dran! Toll ist auch noch eine VÖ aus dem NDR-Archiv mit Hans Koller und Jutta Hipp (60 Jahre NDR)…..desweiteren sehr gut bzw. grandios sind die Cherry-Aufnahmen Actions(live in Donaueschingen) sowie eternal rhythm….als CD grenzwertig auf LP im Klang um Klassen besser….. nochmals danke für die Hinweise

Ja die Preise haben es in sich. Einen Teil der „Schuld“ trägt sicherlich das Internet. Als ich mir die Ochsenzoll LP gekauft hatte – vor ca. 10 Jahren – habe ich für eine NM LP keine 40 Euro inklusive Porto bezahlt. Aber trotzdem noch einige letzte Empfehlungen meinerseits.

Folgende EP aus dem Jahre 1956 ist wirklich ein Kleinod. Dummerweise nicht wieder (komplett) auf CD oder anderweitig erhältlich.

Die nächste VÖ ist eine Doppel CD welche zur Gänze eine LP sowie zwei 7″ beinhaltet. Alle Aufnahmen aus dem Jahre 1958 mit u.a Koller, Goykovich, Trunk, Freund als auch Emil Mangelsdorf.

Und als letztes eine Doppel LP mit einem Überblick der Frankfurter Modern Jazz Szene aus der ersten Hälfte der 1970er. Weiterhin schon für um die 20 Euro in NM erhältlich. Alle Stücke nur auf dieser Veröffentlichung. Natürlich auch mit AM, obwohl er nur auf fünf Titeln mitwirkt.

Das CD-Reissue der „Opa Hirchleitner Story“ (bis gerade dachte ich, der Opa hiesse „Hirschleitner“ … aber da kam bei Discogs nischt) ist nur eine einzelne CD – aber mit dem üblichen Bear Family-Gütesiegel und entsprechend so dickem/schwerem Booklet, dass ich auch dachte, das sei eine doppelte, als ich sie vor ein paar Jahren zufällig fand:
https://www.discogs.com/Albert-Mangelsdorff-Die-Opa-Hirchleitner-Story/release/4595683

kurganrs
@imernst, schöne Beiträge! Danke.

gypsy-tail-wind
In Sachen Jazz-Reissues von frühen deutschen Modern Jazz-Aufnahmen tat sich aber auch fast gar nichts in den letzten 30 Jahren … Bear Family mit seinen Luxussachen (aber sooo viel Deutsches ist da auch nicht, oder?), jüngst manchmal Sonorama, und dann das viel zu kleine MPS-Programm von Universal (Edel hat ja ausser DLs anzubieten wieder keinen Plan mehr, dünkt mit … Gulda, fein, aber schon wieder Oscar Peterson und sonst gar nichts?)

redbeansandrice
Bei Spotify ist immerhin mittlerweile MPS ziemlich ausgiebig vertreten – was natuerlich nicht jedermanns Sache ist, aber fuer mich zB ein ziemlicher Fortschritt (zumal im Buero, wo ich nichts anderes ab)… in diesem Sinne

Our Kind Of Sabi

Ich hab den ersten Satz mal korrigiert … und ja, eben, ist ja klar, DL oder Streaming … und das, also „Our Kind of Sabi“ (oben das Japan-Cover, das ich noch nie sah), ist neben „Noon in Tunisia“ sicher eines, das mir am meisten fehlt! Bei „Ensadinando“ kann man noch vage auf Rearward/Schema/Ishtar hoffen, denn dort waren ja Klook und Boland dabei und Campi hat produziert … aber die Luft halte ich nicht an!

imernst

gypsy-tail-windIn Sachen Jazz-Reissues von frühen deutschen Modern Jazz-Aufnahmen tat sich aber auch fast gar nichts in den letzten 30 Jahren … Bear Family mit seinen Luxussachen (aber sooo viel Deutsches ist da auch nicht, oder?), jüngst manchmal Sonorama, und dann das viel zu kleine MPS-Programm von Universal (Edel hat ja ausser DLs anzubieten wieder keinen Plan mehr, dünkt mit … Gulda, fein, aber schon wieder Oscar Peterson und sonst gar nichts?) Egal….

Egal finde ich das nicht sondern eher sehr schade (aber hab‘ schon verstanden wie Du das gemeint hast – glaube ich) Ja das mit Edel, mittlerweile Besitzer von MPS, (nachdem Universal und Warner sich den EMI Katalog geteilt hatten, Jazz zu Universal und Klassik zu Warner, musste Universal, aus kartellrechtlichen Gründen, auch noch MPS veräussern) ist leider ein Trauerspiel. Sonorama ist insofern wohl die verdiesnstvollste Firma. Aber es gab in den letzten Jahren auch noch Be! Jazz. Die haben einige wichtige Sachen wieder zugänglich gemacht. Zuvörderst die beiden Boxen. Zum einen die Jutta Hipp Box (inkl. Buch mit über 200 Seiten).

Zuvor (2014) schon die Mod Records Box (auch mit 120 seitigen Buch). Das war wirklich eine Meisterleistung, bei der unter anderen mein Ex-Chef Manfred Scheffner (Gründer von JAPO und Mitbegründer von ECM) wesentliches beigesteuert hat.

Und nicht zuletzt z.B. zwei CDs mit einmal der New Jazz Group Hannover (leider ohne die EP mit Bill Russo).

Und nicht zuletzt die Aufnahmen der Modern Jazz Group Freiburg. Dieses Ensemble aus dem Südwesten Deutschlands, mit starken Verbindungen in die Schweiz (an der Trompette war Raymond Court), war das Gegenbeispiel für die ansonsten zutreffende Dominanz des Cool Jazz in Deutschland.

Bear Family hat zusätzlich noch je zwei CDs von Wolfgang Lauth als auch Johannes Rediske sowie drei von Freddie Brocksieper veröffentlicht. Ansonsten sieht es – wie Du richtig sagst eher mager aus.
Mitunter gab es auch obskure Labels bzw. Eigenproduktionen die z.B. die folgende beiden CDs herausgaben.

Die Lufthansa mit diesem komischen Sampler welcher aber immerhin drei ehemalige Schellacks vom Juni 1953 von Hans Koller mit Jutta Hipp und Albert Mangelsdorff wieder zugänglich machte.


Oder auch diese CD mit bis dahin unveröffentlichten Titeln. Werner Pöhlert (u.a. bei Wolfgang Lauth) musste selbst aktiv werden.


Und als letztes, hier wieder bei einem „ordentlichen“ Label, diese CD mit den ältesten z.Z. erhältlichen Aufnahmen Manfred Schoofs.

Das sind dann in der Tat super Hinweise – die zwei schwarzen CDs will ich mir wohl besorgen, so das noch geht!

gypsy-tail-wind@imernst Danke für Deine weiteren Überlegungen zum Thema – mein „egal“ war eine völlig inhaltsleere Floskel zur Überleitung …

Von den Be! Jazz-Boxen weiss ich, aber die sind viel zu teuer … gebt mir eine Doppel-CD oder sowas für 25€, dann kaufe ich sie sofort: die NDR (die schwarzen Papp-CDs, die Onkel Pö-Reihe) und SWR CDs (die schwarzen, die purpurnen, die weissen Big Band/Swing, die hässlichen bunten) stehen hier praktisch komplett … die L+R-CD stehen hier Grossteils auch, und auch diese andere Serie u.a. mit Ronnie Ross, Hans Koller und anderen steht hier komplett, die INMUS Jazz Collection. Das CD-Reissue-Zeitalter ist halt nur noch am … wie sagt man, auströpfeln oder sowas halt. In Deutschland war offenbar niemand da, der Mitte der 90er beherzt einen Anlauf genommen hat, die ganzen EPs und Singles (Metronome, Brunswick, Campi, was es da halt alles so gab) wieder herauszubringen.

Aber diese teuren Boxen für Zeug, das dann oft doch nur halb-gut und eher aus historischer Perspektive interessant ist … hmmm. Obendrein hat BE! in meinen Augen recht erfolgreich an seiner eigenen Delegitimierung gearbeiet mit dem illegalen Reissue von Barney Wilens „Zodiac“ (ich bin ein riesiger Fan von Wilen). Die Wilen-Erben sind ja offensichtlich zugänglich, sonst hätte es nicht vor Jahren mal die tolle CD Le Jardin Aux Sentiers Qui Bifurquent, später die Sachen auf Sonorama, das erweiterte LP+DVD-Reissue von „Moshi“, und jüngst eben die Doppel-CD auf Elemental gegeben … (ich verstehe z.B. auch nicht, warum Uehlinger mit Hat bzw. jetzt ezz-thetic sich mit Albert Ayler oder jüngst auch dem depperten Marion Brown Doppelhalbreissue* sich in diesem Grau- bis Schwarzbereich tummeln muss … er würde doch besser mehr Dinge wie Giuffres Graz-Konzert raushauen, das sich anscheinend ja auch sehr gut verkauft).

*) will er an Orrin Keepnews anknüpfen? bei dem gab’s doch damals immerhin ein ganzes und dann ein dreiviertel Ablum, das ist mehr als einmal zwei Drittel und einmal die Hälfte – v.a. eben: eines komplett!

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