Antwort auf: 2019: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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gypsy-tail-wind
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Danke für Deinen Bericht @dietmar_ – ich lege auf jeden Fall noch nach, kam aber z.B. noch nicht mal dazu, die Bildchen zu sortieren … grad viel los bei der Arbeit (so viel, dass ich kurz dachte: fast wär’s mir lieber ich hätte den Urlaub gar nicht gehabt … aber das wäre natürlich verdammt schade gewesen, nicht nur wegen dem Middelheim Jazzfestival und Antwerpen sondern auch wegen der Tage davor mit Ausflügen nach Rotterdam, Delft/Den Haag, Utrecht und dann – nach einem halben Tag in Tilburg – noch einer nachmittäglichen Plattenladentour in Rotterdam, wo ich neben ein paar LPs – davon gab es in Antwerpen noch ein paar mehr – einen ganzen Stapel CDs mitnahm, durch den ich mich wie drüben ja erwähnt inzwischen arbeite). Anyway, am Montag fuhr ich zuviel DB (eine Zumutung eigentlich, aber als seit vielen Jahren überzeugter Minimalflieger muss ich da halt durch), am Dienstag, den ich eigentlich auch noch freigenommen hatte, ging es abends ans Lucerne Festival zum zweitletzten Auftritt des grossen Dirigenten Bernard Haitink, letztes Wochenende ging für StoneFM (Teil 3 der Reihe über die frühen Jahre von Blue Note morgen aber 22 Uhr, falls Du Lust hast) und dann den zweiten Besuch in Luzern drauf (das zweite Beethoven-Rezital von Igor Levit, grossartig, wie Haitink übrigens auch) … diesen Sonntag geht es dann noch für den letzten Konzertblock ans Jazzfestival Willisau (zwei Gruppen, eine mit Zürcher Regulars, die man dort nun wirklich nicht programmieren muss, die zweite das Duo James Brandon Lewis/Chad Taylor, die letztes Jahr eine super Duo-CD herausgebracht haben … und Taylor übrigens – wohl neben/mit Marcus Gilmore und Nasheet Waits – für mich aktuell der Drummer, der abgesehen von Hamid Drake sicherlich alle in Middelheim anwesenden in den Schatten stellt, ich denke Tyshawn Sorey, Gerald Clayton und Eric McPherson gehören da auch noch dazu, wobei Eric Harland da dann vielleicht schon mithalten kann), und das kommende Wochenende noch zweimal nach Luzern (LSO/Simon Rattle/Barbara Hannigan sowie Haitinks letzter Auftritt mit den Wiener Philharmonikern, die ich noch nie live hörte).

Man möge entschuldigen, dass ich lieber draussen bin und Konzerte anhöre, als daheim zu sitzen und über Konzerte zu schreiben (das hat ja leider seit April fast nicht mehr oder nur noch beiläufig geklappt, ein paar Jazzkonzerte – vor allem dreimal Pierre Favre im Duo kommt mir in den Sinn, zweimal mit dem Posaunisten Samuel Blaser, einmal mit dem Gitarristen Philipp Schaufelberger).

Aber gut, ich streue schon mal ein paar Kommentare ein – erstmal hier einen Link mit meinem Bericht zu den Auftritten von Ambrose Akinmusire, den ich rasch im Büro in die Tasten haue, hier aber nicht einfach übertragen werde, weil der Kontext ein anderer ist:
http://www.organissimo.org/forum/index.php?/topic/83675-ambrose-akinmusire/&do=findComment&comment=1649803

Dave Liebman fand ich leider schon etwas enttäuschend, ich werde mehr schreiben, fand aber die ganze Gruppe schwierig, auch Peter Erskine, der irgendwie zu souverän und auch zu glatt war. Dass Kenny Werner im furchtbar netten Thielemans-Tribute auf dem Flügel auch noch einen Synthesizer liegen hatte und diesem schamlos die billigsten Plastic-Streicherklänge entlockte, passte irgendwie auch total … die Ansagen und der ganze Habitus auch. Das fällt eigentlich alles unter die Kategorie von klischeehaftem Jazzgebare, mit dem ich möglichst nichts zu tun haben möchte (auch wenn Liebman immer meinen Respekt haben wird und ich diverse seiner Aufnahmen sehr schätze, jene von Quest z.B., aber auch das Duo mit Marc Copland, von dem es auf hatOLOGY eine tolle Doppel-CD gibt, wo auch eine tolle späte Quest-Aufnahme, Solo-Alben und Alben mit Ellery Eskelin zu finden sind, die alle hörenswert sind). Und ja, der Auftritt der Sängerin war seltsam und total überflüssig, und die letzten zwei Stücke waren dann eben doch verdammt gut. Aber da will ich dann noch etwas mehr schreiben.

Joe Lovano war im Vergleich wohl noch eher mein Fall, aber ihn hörte ich vor wohl 17/18 Jahren mal mit einer schweizer Rhythmusgruppe und einem Set von Standards, das schlicht umwerfend war, so gesehen haben sich meine Befürchtungen betreffend des Trios mit Marilyn Crispell leider doch etwas bewahrheitet (die ECM-Scheibe mochte ich z.B. schlicht nie in Erwägung ziehen, Läden zum Reinhören gibt es hier eher nicht mehr und Youtube und Streamen sprengt mein Zeitbudget, wobei das ja schon eine fürchterliche Sprache und Denke ist, die ich eigentlich gar nicht verwenden will). Crispell war jedenfalls bei dem Trio die herausragende Musikerin, das fand ich recht klar (und entsprach wiederum der Erwartung, ebenso wie dass eben die Kopplung Lovano/Crispell keine wirklich gute Idee sei).

Gerade ist auch das Unerhört-Programm online gestellt worden:
https://unerhoert.ch/media/programme/unerhoert-flyer_2019.pdf
bzw.: https://unerhoert.ch
Am 29./30. (u.a. Tomeka Reid, Orrin Evans, Craig Taborn, Mary Halvorson, Taylor Ho Bynum, Ralph Alessi, Jaimie Branch, Michael Formanek – Evans, Taborn und Branch hörte ich alle schon, Reid auch aber noch nie solo, was ich mir super vorstelle) bin ich an Konzerten mit Musik von Heinz Holliger, aber zu Wadada Leo Smith bzw. Kaja Draksler solo gehe ich, und wenn Alexander Hawkins mit Angelika Niescier im Duo spielt, sollte ich der Dame vielleicht doch noch mal eine Chance geben (wie bei Jaimie Branch sind diverse Leute, auf deren Urteil ich etwas gebe, begeistert – ich aber alles andere als). Tomeka Reid zu verpassen ist hart, aber die ist ja noch jung … Wadada in Zürich hätte ich nicht mehr zu wagen gehofft, das macht schon alles wett, was ich verpassen werde.

Festival ist für das Ding ja irgendwie obendrein auch der falsche Name mit den 1-3 Konzerten pro Abend – und dass der andere Auftritt von Tomeka Reid (mit Studenten) parallel zu Wadada (der in einer anderen Stadt in der Nähe spielt) läuft, ärgert mich natürlich auch gleich wieder

Das mit dem „eigentlich kein Festival“ gilt für Willisau inzwischen auch, dort gibt es immerhin am Wochenende noch mehr als jeweils abends zwei Bands (früher waren es soweit ich weiss immerhin drei pro Abend), was in dem Kaff, wo man teuer übernachtet und es tagsüber nichts zu tun gibt halt nicht reicht). Das hat das Middelheim Festival schon super hingekriegt, für mich die richtige Balance zwischen Zeit, die Stadt anzuschauen und dann auf zum Festival und Musikhören … Mulhouse mit dem Météo-Festival ist wieder anders: Dort gibt es wenig zu sehen, die Musik geht um 12:30 los und das ist für den Ort denn auch das richtige – und so müsste es in Willisau wohl auch sein, aber ich vermute, dort gehen halt sehr viele Leute nach der Arbeit mit dem Auto hin und wieder heim, was bei mir keine Option ist (mit dem Zug geht halt der Teil mit „wieder heim“ eher nicht, weil das Kaff zu abgelegen ist und man nicht so viel Geld für Tickets bezahlt, um dann 10 oder 20 Minuten vor Konzertende auf den Bahnhof zu rennen – drum ist der Sonntagnachmittag eine gute Option, das habe ich schon dreimal gemacht, lieber ist mir aber an sich, wenn sich eine Übernachtung lohnt, z.B. Sa/So oder ein Abend Willisau und am nächsten Tag nach Luzern, von wo ich wiederum mühelos noch heim komme, auch wenn das nur 40 oder 45 Minuten von Willisau ist, aber halt gerade die entscheidenden, wenn es gegen 23 Uhr oder so geht).

PS: zum Mulatu-Auftritt in Düsseldorf habe ich noch nichts Neues gehört, aber ich frage dann gelegentlich mal wieder nach (ich hoffe, ich war nicht der Bote, der der ganzen bisherigen Band die Nachricht überbrachte, dass sie gefeuert wurde ;-) )

PPS: in den Genuss von Han Bennink komme ich demnächst hoffentlich auch wieder! Er ist im Trio mit dem grossartigen Bassisten Christian Weber und dem Saxer Omri Ziegele angekündigt … mit letzterem hatte ich früher meine Mühe, aber inzwischen schätze ich seinen in-your-face-Approach ziemlich – hier:
https://www.moods.club/de/programm/event/10607/omri-ziegeles-tomorrow-trio-mit-han-bennink-und-christian-weber.html

PPPS: ob Nubiya Garcia in der nicht angekündigten Band wirklich am Saxophon war, könnte ich am 22.10. auch noch hier in Zürich nachprüfen, hier steht zum Line-Up in der Ankündigung (auch im Moods) Folgendes: „LINE-UP: tba sax, tba keyb, tba b, tba dr“ – schon super, nicht?

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