Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Interessant, danke! Das waren von Anfang an eine Mischung aus Fans, Gaunern und gerissenen Geschäftsmännern, Gage gab’s keine, Tantiemen wohl auch nie (aber man hatte halt ne Platte auf dem Markt, das hilft für die Reputation und fürs Organisieren von Gigs).

Affinity und Charly gaben sich meines Wissens nie Mühe, nicht als Bootlegger wahrgenommen zu werden, von BYG-Alben (viele sind natürlich toll, das wäre eine ganz andere Diskussion!) gab es auch noch andere Reissues (Fuel2000 hiess noch eins dieser Label, falls das überhaupt Label und nicht nur Aliasse sind).

Der Punkt ist halt leider: auch in der Streaming- und digitalen Welt sind die Piraten noch sehr aktiv … gerade von den Leuten, die um 1970 für BYG aufnahmen, waren viele in den letzten Jahren noch aktiv oder sind es noch immer, fair wäre wohl, wenn die ihre Musik heute auf eigene Rechnung verticken könnten … aber wer weiss schon, wie das läuft und mag mit Gaunern wie dem Tante-A-Laden verhandeln, der dann auch gleich wieder einen bedeutenden Anteil selbst einkassiert (wird bei Apple nicht anders sein).

Ich bin nicht sicher, wie Affinity sich selbst offiziell definierte und ob da teils auch (legale) Lizenzausgaben erschienen sind. BYG ist wie gesagt von Anfang an problematisch, ob America damals besser war, bezweifele ich (da gab es aber dann mal Reissues bei Universal, wo der Katalog wenigstens vor der EMI-Zerschlagung angesiedelt war, wem er heute gehört, weiss ich nicht, Universal musste ja als Auflage für die Übernahme gewisse Teile abstossen und stiess auch welche ab – MPS zum Beispiel – die gar nicht von EMI kamen sondern schon vorher zu Universal gehörten). Bei Charly (und ich glaube auch bei Affinity schon) gab es jedenfalls auch ganz eindeutige und klassische Bootlegs, also Live-Aufnahmen, die nicht zur Veröffentlichung autorisiert wurden, z.B. Coltranes Live-Aufführung von „A Love Supreme“ in Antibes (später auf der Deluxe Edition bei MCA/Unviersal auch offiziell erschienen), mehrere Konzerte von Monk in Paris, Radio-Mitschnitte von Miles Davis in New York usw., und hier liegt auch noch eine Dolphy-CD mit Teilen der Douglas-Sessions, die Resonance ja kürzlich endlich umfassend und offiziell neu vorgelegt hat.

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