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bullschuetz Und ein schönes Beispiel dafür, dass die Kategorie „Gender“, die Geschlecht als soziale Konstruktion und nicht als zeitlos-biologische Unveränderlichkeit beschreibt, weder „gaga“ noch „Wahnsinn“ ist, sondern ausgesprochen sinnvoll.
Ich mag nicht ganz abstreiten, dass es Unterschiede gibt, aber ich glaube, dass sich keiner erlauben kann, darzustellen, wie diese genau aussehen. Vorhersehen lässt es sich erst recht nicht.
Klingt fast esoterisch, aber ich denke, dass jeder Mensch von grundauf den ganzen großen Pool an Emotionen und Anwandlungen in sich trägt. Leidenschaft, Empathievermögen, Größenwahn, Hass, Machtbestreben, Egozentrik. Die Prägung, der Zeitgeist, die Möglichkeiten, der Status, das Umfeld, all das entscheidet dann, welche Areale sich ausbilden, fortentwickeln – und was verkümmert. Wenn sich Männer wie Bowie in bunte Gewänder schmeißen und damit erscheinen wie schillernde Paradiesvögel, dann mag das so anmuten, als wäre es „weiblich“ (weil das der Normbereich ist), im Grunde ist es doch aber nur eine Facette an Ausdruck, die eben im jeweiligen Zeitintervall nicht der Hauptmarschrichtung entspricht.
Die Debatte generell zu beachten hilft auch, solche absurden Stilblüten zu vermeiden (ist alt, aber irgendwie ein Klassiker der ultimativen Dummheit). Mir geht es nicht um die Frage nach Quoten (anderes Thema), sondern um den fast schon abstoßenden Ansatz, man könnte (erweiterten) Suizid dadurch vermeiden, wenn man einfach das Geschlecht austauscht. Super Vorschlag. Als gebe es ein Selbstmord-Gen und all das hätte nichts mit sozialer Situation, psychischen Erkrankungen, mit Arbeitsbedingungen, Rollenzuschreibungen, gesellschaftlichem Druck usw. usw. usw. zu tun. Garniert dann mit Slogans wie „Amoktrips sind Männersache“ und weiteren total lustigen Floskeln.
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Hold on Magnolia to that great highway moon