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Falls jemand sich meinen Erkundungen in Sachen früher Jazz anschliessen mag, sei dass 4-CD-Set „Breaking Out of New Orleans 1922-1929“ des UK-Labels JSP wärmstens empfohlen, es bietet hervorragende Aufnahmen in ansprechender Qualität und zu einem guten Preis (etwas mehr als 20€, wenigstens so lange es noch „in print“ ist, danach kann der Preis sich auch verdoppeln oder verdreifachen, obwohl JSP günstige Ausgaben macht … in frühen Jahren hatten sie oft sehr gute Transfers von Spezialisten, John R.T. Davies besonders, später gerieten sie in Verruf, weil sie anscheinend auch Überspielungen von anderen Reissue-Labeln gestohlen haben, was ja leider bei diesen PD-Labeln eher die Regel als die Ausnahme scheint, bei JSP aber eben nicht so war).
Es gibt auf CD 1 die superben Sessions des Kornettisten Oscar „Papa“ Celestin (1925-28), dann folgen noch je eine Session mit Louis Dumaine’s Jazzola Eight (1927) und den Jones and Collins Astoria Hot Eight (1929). CD 2 öffnet mit den Aufnahmen des Kornettisten Sam Morgan (1927), dann folgen die wichtigsten Aufnahmen des Geigers Armand J. Piron (1923-25) und dann noch zwei Sessions mit den Red Onion Jazz Babies (denen u.a. der junge Louis Armstrong und Buster Bailey angehörten, letzterer wird auf dem vierten/letzten Stück von Sidney Bechet ersetzt).
CD 3 beginnt dann mit soweit ich weiss der ersten Aufnahme einer schwarzen Jazz-Band (fünf Jahre nach den ersten Aufnahmen der Original Dixieland Jazz Band), entstanden in Los Angeles, wo Kid Ory hingegangen war (1922), weiter geht es mit zwei Stücken von Fate Marable (1924), dann folgen die Aufnahmen des Kornettisten Freddie Keppard, dem grossen Konkurrenten von King Oliver (den viele Musiker als diesem überlegen betrachteten) (1923-24 und 1926 mit Erskine Tate, dem Cook’s Dreamland Orchestra von Doc Cook und Cookie’s Gingersnaps, auf CD 4 folgt dann die einzige von Keppard als Leader geleitete Session, auch 1926). CD 4 enthält dann weitere Aufnahmen mit Kid Ory (1926) und dann einige mit dem Klarinettisten Johnny Dodds (1927-28).
Zu sagen ist: die Keppard-Sessions gibt es komplett auf einer Retrieval-CD (ein paar Stücke mehr als im JSP-Set), die Celestin/Morgan-Sessions gibt es komplett bei Jazz Oracle (exakt die selben Aufnahmen, alle, die es halt gibt … bei JSP ist auf dem Tray ein Druckfehler und der erste Piron-Track wird noch als Morgan-Track ausgegeben, aber bei den Details stimmt das dann wieder, bei JSP stimmt auch was mit den Line-Up-Angaben zu den Celestin-Sessions nicht ganz) … die Piron-Sessions (mit weiteren Stücken, auf denen er Sängerinnen begleitet) gibt es ebenfalls bei Retrieval … die Retrieval- und Jazz Oracle-Ausgaben (und wo es sie gibt auch die Timeless Historical-Ausgaben, von Frog habe ich bisher nichts, um noch ein weiteres gutes Label zu nennen) sind ziemlich sicher zu bevorzugen (da wird nichts von jemand anderem „übernommen“, die Liner Notes sind ausführlicher, der Klang in der Regel wohl auch eine Spur besser, die Aufmachung liebevoller). Aber die JSP-Box bietet gerade für Einsteiger value for money und eine Menge grossartiger Musik!
EDIT: warum hat hier jemand alle Tags gelöscht? ich füge wieder welche ein …
zuletzt geändert von gypsy-tail-wind--
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