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hat-and-beard
Richtig, im Sammelband sind eine Handvoll Stellen, die heute übel aufstoßen. Trotzdem absolut lesenswert, für mich als nicht gerade Nachgeborenen, aber halt doch zu jung, um um die Wendejahre Biller gelesen zu haben, auch sehr perspektiverweiternd.
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Das hast du noch vorsichtig ausgedrückt, Gospelsängern „Sklavenmentalität“ zuzuschreiben, wäre in den USA Grund für öffentlich geforderte Leseverbote.
Wie üblich ist es zweischneidig. Zum einen kommt schon der Begriff „Political Correctness“ von der Rechten und das Klagen über Redeverbote oder „abgeschaffte Meinungsfreiheit“, die nur Freiheit zum Hetzen bedeutet, ebenfalls. Dann ist gibt es stellenweise ja immer noch das Problem der Diskriminierung durch Sprache. Auf der anderen Seite gibt es das Geklage über „cultural appropriation“, die sämtliche weiße Pop-Musik, das Tragen von Timbaland-Boots durch weiße Füße und Kim Kardashians „Kimono“ in den großen, völlig undefinierten Topf „Rassismus“ wirft (mit dem Erfolg, dass der Begriff heute gar nichts aussagt), die Shitstorms gegen alle Weißen (auch außer-amerikanische), die es wagen, ihr Gesicht dunkler als kalkweiß zu färben und auch sonst die Diktatur der spellchecker. Eine Frage des Bildungsniveaus, wie üblich in der heutigen politischen Spaltung ja überall beobachtbar, zum einen. Zum anderen ein dumbing down im US-amerikanischen Kulturkrieg, den dann auch die doofen Fusstruppen ohne Sinn für Zusammenhänge und Hintergründe führen können.
Ich meine, für einen selber kann man sich nur bei Caitlin Moran verorten, die, wenn man nicht „politisch korrekt“ sein will, einfach eine gewisse Höflichkeit, die ja auch „nur“ ein Verständnis für andere, also Empathie ist, einforderte. Damit ist man in der extrem unschicken, ungeschubladeten Mitte, aber hey, ich höre ja auch The Hag oder Buck Owens.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.