Antwort auf: Blue Note Records – Die frühen Jahre (New Orleans Jazz, Boogie, Swing, Blues)

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Gerne rühre ich hier schon einmal die Werbetrommel für die zweite Folge von gypsy goes jazz mit Musik aus den frühen Jahren von Blue Note Records. Alfred Lion wurde 1941 in die Armee eingezogen, für zweieinhalb Jahre, bis im November 1943, fanden deshalb keine neuen Plattensessions statt. Doch 1944 nahm Blue Note dann über ein Dutzend Sessions auf und gewann an Fahrt. Aufgenommen wurde in erster Linie „Hot Jazz“, aber nicht von der Art, wie er im Rahmen des gerade aufblühenden Dixieland-Revivals damals üblich war (schnelle Tempi, gestählte, oft wenig individuelle und kurz gehaltene Soli, ausführliche Kollektiv-Routinen der typischen t/tb/cl-Bläser usw.). Nach wie vor lag der Fokus auf dem Blues, Lion mochte lieber etwas langsamere Tempi, Blue Note verwendete meist weiterhin das 12-Inch-Format, was für bis zu 5 Minuten Musik reichte, die beteiligten Musiker konnten also ihr ganzes Können demonstrieren, das gewählte Material trug für die Offenheit vieler Sessions das seine bei, auch wenn sich natürlich auch ein paar Klassiker des Genres („High Society“, „Royal Garden Blues“ …) eingeschlichen haben.

Die Protagonisten der Sendung vom Samstag sind u.a.: Sidney De Paris, Max Kaminsky, Bunk Johnson (Trompete), Sandy Williams, Vic Dickenson (Posaune), Edmond Hall, Albert Nicholas (Klarinette), Sidney Bechet (Klarinette, Sopransaxophon), James P. Johnson, Art Hodes, Meade Lux Lewis (Klavier), Jimmy Shirley (Gitarre), Pops Foster, Israel Crosby, Wellman Braud (Bass), Sid Catlett, Baby Dodds, Manzie Johnson (Schlagzeug).

Ich hoffe, ein paar von Euch haben Zeit und Lust, dabei zu sein, es geht am Samstag 22.6. ab 22:30 los und dauert bis kurz nach halb 1.

Einführung auf der StoneFM-Seite:
https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/5632-190622-ggj-88

Weiter soll es im Herbst mit noch zwei Folgen gehen:

Blue Note: Die frühen Jahre (1939–1946, Coda: 1949–1955)

Teil 1: Boogie, Blues & Jazz, 1939/40 (mit: Albert Ammons, Meade Lux Lewis, The Port of Harlem Jazzmen, Sidney Bechet, Teddy Bunn, Earl Hines etc.) – 28.05.2019 (Playlist)
Teil 2: Hot Jazz, 1943–46 (mit: Sidney Bechet, Art Hodes, Bunk Johnson, Art Nicholas, James P. Johnson, Wilbur De Paris, Baby Dodds, Meade Lux Lewis etc.) – 22.06.2019
Teil 3: Swing, 1941–46/52 (mit: Edmond Hall, James P. Johnson, Ben Webster, Ike Quebec, John Hardee etc.) – nach der Sommerpause
Teil 4: New Orleans Revival, 1949–55 (mit: Sidney Bechet, George Lewis, Sidney De Paris etc.) – nach der Sommerpause

In Teil 3 steht dann Small-Group-Swinng auf dem Menu, wie er schon neben den Hot Jazz-Sessions hie und da aufgenommen wurde, u.a. mit dem grossartigen Ike Quebec, der später als A&R-Mann bis zu seinem frühen Tod eine bedeutende Rolle für das „moderne“ Blue Note spielen sollte. Teil 4 ist dann quasi als Fortsetzung von Teil 2 gedacht, denn noch bis in die frühen/mittleren Fünfziger blieb Lion einigen Musikern aus den frühen Jahren von Blue Note treu. Sidney Bechet war zwar längst nach Frankreich gezogen, doch wenn er zurück in den USA war, nahm er jeweils für Blue Note auf und die Resultate bleiben weiterhin hörenswert. Mit George Lewis ist dann auch ein New Orleans-Klarinettist der alten Schule dabei. Lion kaufte Lewis-Aufnahmen, die Bill Russell* 1945 in New Orleans unter eher prekären Umständen machte. Im April 1955 fanden dann zwei Lewis-Sessions im Studio von Rudy Van Gelder statt, und da ist es endlich möglich, diese vielleicht in mancher Hinsicht „primitiv“ erscheinende, aber doch sehr lebendige und berührende Musik in bester Qualität zu hören (zu finden auf der 1998er-CD „George Lewis and His New Orleans Stompers“, die ich oben schon erwähnt habe).


*) Russell sind auch ein paar der schönsten Aufnahmen von Bunk Johnson zu verdanken – dank CD-Reissues von Jazzology, zu dem der American Music-Katalog seit einiger Zeit schon gehört, sind sie auch noch zu finden (hoffe ich zumindest).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba