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Morgen um 22 Uhr ist auf StoneFM meine erste Sendung zum Blue Note-Jubiläum zu hören. Ich möchte den 80. Geburtstag zum Anlass nehmen, die Aufnahmen auf der Frühzeit des Labels vorzustellen. Erst 1947 wendeten Alfred Lion und Francis Wolff sich dem modernen Jazz zu, bis in die frühen Fünfzigerjahre produzierten sie aber weiterhin auch Sessions mit Swing und älteren Stilen – Sidney Bechet blieb dem Label bis 1953 treu, noch später nahm es den Revival-Klarinettisten George Lewis auf.
Zur Sendung von morgen:
gypsy goes jazz #87: Blue Note Records – die frühen Jahre, Teil 1: Boogie, Blues & Jazz, 1939/40 (28.05.2019, 22:00)
Am 6. Januar 1939 mietete Alfred Lion ein kleines Plattenstudio mit einem Klavier, brachte eine Flasche Whiskey mit und nahm die beiden Boogie Woogie-Spezialisten Albert Ammons und Meade Lux Lewis auf. Lion, als Alfred Loew in Berlin zur Welt gekommen, gründete das später legendäre gewordene Plattenlabel Blue Note Records als Ein-Mann-Betrieb. Ende 1939 kam auch und sein Jugendfreund Jakob Frank „Fanny“ Wolff, der sich in den USA Francis nennen sollte, nach New York – wie es heisst mit dem letzten Dampfer, der den Atlantik noch überqueren durfte. Die zwei Söhne aus Familien des jüdischen Bürgertums hatten schon früh eine Faszination für den Jazz entwickelt. Nun wollten sie die Musik dokumentieren, wobei sie den Musikern viel Freiheiten liessen, aber durchaus eine Richtung vorgaben: gerne etwas langsamere Tempi als im Jazz damals üblich, viel Blues.
Bei der ersten Session wurden sage und schreibe 19 Titel eingespielt, die meisten um die vier Minuten lang, denn von Beginn an verwendete Blue Note das weniger übliche 12-Inch-Format, auf dem deutlich mehr Musik Platz fand als auf dem weiter verbreiteten 10-Inch-Format. Bis zum Kriegseintritt der USA im Jahr 1941 brachte Blue Note es auf elf Sessions. Nach den beiden Pianisten – Lewis kehrte im Herbst 1940 und im Frühling 1941 nochmal zurück ins Studio (und dann 1944 noch ein letztes Mal) – trommelte Lion eine Band zusammen, die unter dem Namen The Port of Harlem Jazzmen zwei Sessions aufnahmen. Bei der zweiten war Sidney Bechet dabei und lieferte mit „Summertime“ gleich ein Meisterwerk ab. Frankie Newton und J.C. Higginbotham waren die anderen Bläser, Ammons sass bei der ersten, Lewis bei der zweiten Session am Klavier, und der grosse Sid Catlett sorgte am Schlagzeug für einen mitreissenden Swing.
Im Herbst 1939 nahm Blue Note auch eine kurze Session mit dem Piano-Giganten Earl Hines auf. Sidney Bechet nahm 1940 seine erste Blue Note-Session als Leader auf – er zog zwar 1950 endgültig nach Frankreich, aber bis 1953 nahm er bei seinen Besuchen in New York ging er bis 1953 für Blue Note ins Studio. Bei seiner ersten Session im Quartett waren Catlett, der Bassist Pops Foster und Teddy Bunn an der Gitarre dabei. Dieser war schon bei den Port of Harlem Jazzmen an Bord und nahm für Blue Note als Leader eine schöne Solo-Session auf. Auch den Folk-Blues Sänger/Gitarristen Josh White holten Lion und Wolff 1940 ins Studio.
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Blue Note: Die frühen Jahre (1939–1946, Coda: 1949–1955)
– Teil 1: Boogie, Blues & Jazz, 1939/40 (mit: Albert Ammons, Meade Lux Lewis, The Port of Harlem Jazzmen, Sidney Bechet, Teddy Bunn, Earl Hines etc.) – 28.05.2019
– Teil 2: Hot Jazz, 1943–46 (mit: Sidney Bechet, Art Hodes, Bunk Johnson, Art Nicholas, James P. Johnson, Wilbur De Paris, Baby Dodds, Meade Lux Lewis etc.) – 22.06.2019
– Teil 3: Swing, 1941–46/52 (mit: Edmond Hall, James P. Johnson, Ben Webster, Ike Quebec, John Hardee etc.) – nach der Sommerpause
– Teil 4: New Orleans Revival, 1949–55 (mit: Sidney Bechet, George Lewis, Sidney De Paris etc.) – nach der Sommerpause
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba