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Jan Wigger geht bei Spiegel online auch total ab:
Schon die erbarmungslose, kühne Brillanz der „Holy Roller Novocaine“-EP hatte es angekündigt: Nach den Strokes vor zwei Jahren und den Libertines im letzten Herbst trägt nun auch die beste neue Band 2003 Rocker-Montur, mindestens schulterlange Haare und ihr schier unglaubliches Alter (hier: 17 bis 23) vor sich her – die Kings Of Leon, teils bärtig, sind zudem die drei Söhne des Wanderpredigers Followill aus Tennessee plus Cousin Matthew und spielen auf ihrem Debüt „Youth And Young Manhood“ so, als könne es sie ihr Leben kosten. All die hilflosen Vergleiche (Rolling Stones, Creedence Clearwater Revival, Stooges, Lynyrd Skynyrd), die gezogen wurden, führen in die Irre: Wer die Kings Of Leon für altbacken oder „retro“ hält, hat nichts, aber auch gar nichts kapiert. Mit der Bezeichnung „Country-Punk“ kann die Band leben, auch „The Southern Strokes“ ist gar nicht mal so dumm, doch wird all dies dem Todesmut und der Unerschrockenheit der Kings Of Leon nicht gerecht. 12 Songs, alles Klassiker. Köstlich, wie ein Rezensent kürzlich „Schwächen im Mittelteil des Albums“ auszumachen glaubte. Meinte er „Trani“ ? Das ist in seiner Zerdehntheit und Anstößigkeit vielleicht noch gefährlicher als „Happy Alone“ oder „Wasted Time“, zwei von mindestens einem halben Dutzend unbeugsamer Brecher, bei denen einem Hören und Sehen vergeht. Womöglich werden die Strokes im Oktober das Feld noch von hinten aufrollen, aber sollte sie auch nur eine einzige Platte in diesem Jahr mehr rocken als „Youth And Young Manhood“, dann verlangen sie von ihrem Plattendealer das Geld zurück. Oder notfalls von mir. Jan Wigger