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onkel-tom
foka Das ist fies, ich kann ja nur mit Untertiteln kommen, denn auch ich spreche und verstehe ja nicht alle Sprachen, in denen ich Filme schaue. Also Untertitel. Fast die ganze Welt guckt so Filme. Synchronisation, wie sie in deutschsprachigen Ländern üblich ist (und in verschiedensten Ausprägungen in anderen Sprachen), gehört bald der Vergangenheit an. Und auf dem Weg dahin habe ich schon jetzt immer häufiger die Wahl, das habe ich vor allem in den Mediatheken bisher vermisst. Lass mir doch die Freude.
Iss ja gut.
Untertitel gehen bei mir gar nicht. Dann würde ich lieber gar keine Filme mehr schauen. Aber ich denke, dass die „baldige Vergangenheit“ sich doch noch etliche Zeit dahin ziehen wird.
Du gibst also einem Film, für den keine professionelle 1:1-Übersetzung vorliegt, erst gar keine Chance? Das wäre für mich kein entscheidendes Kriterium. Schade, eher für Dich, als für die Filmbranche.
Seit vielen Jahren habe ich keinen synchronisierten Film mehr gesehen, es gibt immer mal Ausnahmen. Die Leute, die mit mir ins Kino gehen, wissen das. Und ich könnte ein Buch herausgeben zum Thema: „Ach, zum Glück haben wir das Original gesehen, MIT UNTERTITELN, denn auf Deutsch hätte das ja total blöd gewirkt.“ Ja, hätte es.
Lustig ist auch ein Blindtest: Lass irgendeinen Film laufen und hör nur den Ton. Nach ca. zehn Sekunden kann man 100%ig sagen, ob der synchronisiert ist. Weil die Schauspieler, die die synchronisierte Version sprechen, viel panischer klingen und viel artifizieller, als im Original. Es ist beinahe unerträglich, kennt man die eigentlich gemeinte Version.
Neulich habe ich einen Vortrag zum Thema im Filmmuseum gehört, in dem herausgestellt wurde, wie sehr die Synchronisation manche Filme dann auf Deutsch aus ihrem Kontext gerissen hat. Es gibt prominente Beispiele, müsste nachschauen, was genau. Da wurde sogar DIE MUSIK ausgetauscht, um es dem deutschen Publikum recht zu machen. Ich rede hier auch nicht von irgendwelchen B-Movies, ich rede von Klassikern.
Synchronisation und Filmschnitt wurden wiederholt bewusst eingesetzt, um Inhalte zu verfälschen, teilweise zu zensieren und dem jeweiligen Zeitgeist anzupassen.
Fing bei „Casablanca“ nicht erst an, wurde schlimmer, jetzt wieder besser. Jedenfalls muss man sich bewusst sein, dass man mit der Synchronisation ein neues Produkt erhält, eines, das mit der ursprünglich, vom Künstler gewollten, Version, beliebig viel zu tun hat.
Das kann man mokieren, aber wärst du ein Däne, kämst du ja gar nicht auf die Idee. Nun bist du kein Däne, du hast also die Wahl. Und deshalb guck dir ruhig weiter Filme auf übersetzt an, dementsprechend ist dann eben dein Filmgenuss. Ich sage dir, Untertitel sind es wert, gelesen zu werden. Und wenn man das Gefühl hat, sie lenkten einen vom Bildgeschehen ab, guckt man den Film halt nochmal. Aber doch nicht auf Deutsch …
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?