Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Ich höre gerade … Jazz! › Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!
Mein Set wurde heute aus der Geiselhaft des Zolls entlassen (welcher Einzelhandel wird genau geschützt, wenn ich nicht innerhalb der Grenzen erhältliche Gebrauchtware importiere? Gewiss nicht die Tonträgerläden, die gibt es ja gar nicht mehr) … nach einem tollen Konzert mit teils unbekannten Händel-Arien genau das richtige, um das verlängerte Wochenende ausklingen zu lassen. Auf CD 1 sind die zwei Hardee- und die Grimes-Session (mit Hardee) zu hören, alle aus dem Jahr 1946. Auf CDs 2 und 3 gibt es dann die fünf Ike Quebec-Sessions, vier von zwischen Juli 1944 und Juli 1945 und eine letzte aus dem Herbst 1946. Die Anordnung ist also nicht chronologisch, auch nicht auf den beiden Quebec-CDs, aber ich glaube das ist relativ egal, denn wir hören hier einen Musiker, der seinen Stil gefunden hatte. Quebec hatte 1942 und 1943 u.a. mit Ella Fitzgerald, Frankie Newton (auf Blue Note mit den Port of Harlem Jazzmen zu hören), Roy Eldridge, Sammy Price, Benny Carter und Coleman Hawkins gespielt, sich mit Monk und Bud Powell angefreundet, mit Kenny Clarke das Stück komponiert, das später (als Hawkins es aufnahm) den Titel „Mop Mop“ verpasst kriegte … und 1944 stiess Quebec zur Band von Cab Calloway, was wohl sein wichtigster Gig war. Es gibt kaum ein Calloway-Stück aus den folgenden Jahren, in dem nicht wenigstens ein paar Takte Quebec zu hören sind, und Kollegen aus der Band gingen mit ins Studio, als Quebec seine Blue Note-Sessions aufnahm, unter ihnen Milt Hinton, J.C. Heard, Ram Ramirez, Dave Rivera, Keg Johnson (der noch unterschätztere Bruder des unterschätzten Budd Johnson), Shad Johnson … obendrein ist das auch tolles Material für Bass-Fans, denn im Verlauf dieser Session tauchen einige der allerbesten Bassisten der Swing-Ära auf: John Simmons (er ist auf „Mating Call“ von Tadd Dameron/John Coltrane zu hören, dort aber eher ein „miscast“), Gene Ramey (der grosse Kansas City-Bassist nach Walter Page, für Blue Note spielte er auf den ersten Aufnahmen von Horace Silver), Grachan Moncur (II, der Vater von III, dem Posaunisten), Milt Hinton, aber auch Oscar Pettiford, der bei Ellington spielte und dann, als der Bebop entstand, zu einem der wichtigsten Neuerer auf seinem Instrument wurde.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba