Antwort auf: Art Blakey & The Jazz Messengers

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gypsy-tail-wind
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pinball-wizard
Als nächstes schwebt mir dieses Set hier vor:

https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/art/art-blakey-the-jazz-messengers-complete-columbia-rca/hnum/8299670

Kennt das jemand?

Das ist aus der hübschen Sony-Reihe – Booklet mit einem kurzen Text (1-2 Seiten) und dann jeweils auf einer Doppel-Seite alle Infos, in Schwarz-Weiss, aber die Cover gibt es ja als Reproduktionen auf den Hüllen, die deutlich wertiger gemacht sind als bei den „Original Album“-Sets (ziemlich dicke Pappe).

Die Alben sind vom ersten abgesehen nicht gerade die grossen Meisterwerke, sie präsentieren in erster Linie die „second edition“ der Messengers, die gerne etwas vergessen geht, am bekanntesten ist dabei das Album „A Night in Tunisia“, das auch super ist. Die Gruppe nahm für diverse Label auf: Columbia, RCA (bzw. VIK, Bluebird), aber auch – alles nicht in der Box – Argo, Bethlehem, Pacific Jazz, Savoy, Jubilee und auf Atlantic (mit Thelonious Monk). Erst danach, mit „Moanin'“, das ja ein verdienter Klassiker ist, kam Blakey wieder zu Blue Note (wo er schon 1947 ein erstes Mal als Leader aufgenommen hatte, zu finden mit zwei James Moody-Sessions – auf der zweiten Blakey am Schlagzeug – von 1948 auf der CD Blakey/Moody „New Sounds“, Blue Note, 1991 bzw. 1995 – ersteres steht in meinem kürzlich gekauften Exemplar auf dem Booklet, letzteres auf der CD selbst, interessant …). Das ist aber schon alles ziemlich gut, das erste Columbia-Album eh ein Klassiker, das zweite mit McLean ziemlich gut, das dritte ist das erste (glaub ich, noch vor „Orgy in Rhythm“?) der Schlagzeug-Alben, hier allerdings nur eine Hälfte, auf der CD gibt es zudem Bonustracks einer interessanten sonst nicht dokumentierten Chicagoer-Ausgabe der Messengers mit Ira Sullivan und Wilbur Ware (Junior Mance war auch auf weiteren Alben dabei, er blieb etwas länger, Johnny Griffin ebenfalls, der ist auch auf dem tollen Album mit Monk dabei).

So weit kam ich auch drüben im Blakey-Thread:
http://forum.rollingstone.de/foren/topic/art-blakey-the-jazz-messengers/#post-7744735
Leider sieht das dort traurig aus mit diversen Covern, die nicht mehr angezeigt werden (und den Titeln zu den einzelnen Posts, die bei der Forumsmigration verloren gingen, was sehr viele meiner älteren Posts etwas schwer lesbar macht, auch Layout-technisch hatte man früher viel mehr Optionen, die Posts waren also hübscher gestaltet).

Die letzten zwei Alben sind dann von später, „At the Club Saint-Germain“ ist ein Tripel-Album (drei Volumes, später 3-LP- oder 2-CD-Ausgaben) der 1958er Messengers („Moanin'“) mit Golson, Morgan und Timmons, das ich total gerne mag (in der Jazz in Paris-Reihe gibt es noch mehr von der Band aus Paris, „1958 Paris Olympia“, zuerst damals auf Fontana als „Olympia Concert“ erschienen).

„Au Théâtre des Champs-Elysées“ ist dann von 1960, also mit Morgan/Shorter, damals nicht Bobby Timmons sondern Walter Davis am Klavier, den ich etwas weniger mag, ich finde ihn manchmal etwas schwerfällig. Er war um die Zeit aber teils auch auf den Blue Note-Sessions der Messengers und die sind schon durchgängig sehr gut.

Fazit: nicht die ersten Anlaufstelle für Blakey – das sind eher: die Birdland-Aufnahmen (Clifford Brown/Horace Silver), „Silver & The Jazz Messengers“, die „Cafe Bohemia“-Aufnahmen (Morgan/Mobley), das erste Album auf Columbia, „Moanin'“, „At the Jazz Corner of the World“ (Morgan und Rückkehrer Mobley – gerne übersehen, aber eins meiner liebsten), „Meet You At the Jazz Corner of the World“ (Morgan/Shorter – nicht mit dem gerade genannten zu verwechseln), „Mosaic“, „Buhaina’s Delight“, „Free for All“ und „Indestructible“. Dann kann man diverse weitere Blue Notes beifügen: „Freedom Rider“, „The Big Beat“, „A Night in Tunisia“, „Like Someone in Love“ als nächste, und wenn man die Trommel-Orgien mag „Orgy in Rhythm“, „Holiday for Skins“ (jeweils zwei LPs, die auf CD-Twofer gepackt wurden) und „Drums Around the Corner“ (erstmals 1999 veröffentlicht) und die „Drum Suite“ auf Columbia.

Dazwischen kann man dann anfangen, die ganzen Sachen der „second edition“ zu schieben, v.a. das Album mit Monk und „A Night in Tunisia“ (VIK/Bluebird – wie erwähnt nicht mit dem gleichnamigen BN-Album zu verwechseln), aber auch noch weitere BNs dazunehmen, „Roots & Herbs“, „The Witch Doctor“, „Africaine“ … und wenn man schon so weit, ist kann man auch die Riversides dazunehmen („Caravan“, „Ugetsu“, „Kyoto“), die United Artists Live-Aufnahmen („Three Blind Mice“ Vols. 1 & 2), das Impulse-Album („Art Blakey!!!!! The Jazz Messengers!!!!!“ – ich finde es nicht so gut wie die Blue Notes, andere scheinen das aber anders zu hören).

Und wenn man so weit ist, lohnen dann auch die einen oder anderen etwas späteren Sachen, „‚S Make It“ ist zwar wegen der Kürze der Stücke und John Gilmores daher etwas verschenkter Präsenz eine leise Enttäuschung, dafür ist „Buttercorn Lady“ mit dem kaum bekannten Frank Mitchell (ts) und dem späteren Megastar Keith Jarrett ziemlich gut, die Aufnahmen von 1968 sind es ebenfalls, da ist neben dem Rückkehrer von der „second edition“ Bill Hardman (t – er kam auch in den 70ern wieder zurück) auch Billy Harper (ts) dabei und mit Julian Priester (tb) wurde die Band wieder zum Sextett („Live at Slugs, N.Y.C.“, „Moanin'“ – auch in dem Fall ein bereits vergebener Titel). Mit „Soul Finger“ macht man auch nichts falsch, auch wenn es vom schönsten Track nur einen gibt, nämlich den mit Lucky Thompson am Sopransax.

Bis dahin ist man dann längst Blakey-Connoisseur und kann selber entscheiden, ob man auch noch die Sachen der Siebziger und später austesten will – der Moers-Mitschnitt (WDR Jazzline, 1976) ist jedenfalls ziemlich heiss …

Und klar, das ist ein Leitfaden, der voraussetzt, dass man das alles irgendwie kriegen kann (woran ich über 25 Jahre gebraucht habe, und in den ersten 15 davon gab es noch viele CD-Reissues) – man kann also auch einfach bei vielem zugreifen.

Und weil das so ausführlich wurde, stelle ich es direkt in den Blakey-Thread rein @pinball-wizard (und @thesidewinder :bye: )

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