Re: The Velvet Underground

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sokrates
Bound By Beauty

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@otis:

Ich hab schon Go geschrieben, dass ich niemandem seine Gefühle beim Hören einer bestimmten Musik absprechen will – das geht ja auch gar nicht. Aber es muss sehr wohl erlaubt sein, ein paar kritische Bemerkungen zu machen, wenn sie sich aufdrängen – hier war das beim Wiederhören am Wochenende der Fall.

Für den Erfolg und den Status dieses Albums spielen neben der Ästhetik andere Faktoren eine Rolle, besonders seine Entstehungsgeschichte: Die Kombination der Band mit Warhol (als externe Faktoren), die Drogen (als interner Faktor). Mir kommt es in der Beurteilung von Musik hauptsächlich auf die Ästhetik an, weil ich der (zugegeben: konservativen) Auffassung bin, dass das Kunstwerk für sich selbst stehen und wirken sollte – man es also nicht, wie es hier geschieht, durch gedankliches Beiwerk erklären und in Schutz nehmen muss.

Was Nico angeht: Es ist ein Unterschied, ob ich FALSCH singe (also die Töne nicht treffe) oder wie Dylan oder Cash einen begrenzten Tonumfang und Ausdruck habe, aber RICHTIG singe, und dann aus meinen stimmlich begrenzten Mitteln das beste mache. Das ist auch eine objektiv richtige Aussage, auch wenn sie dem Fan weh tun mag.

Ästhetik hat durchaus mit Schönheit zu tun (vgl. etwa die Antike und den Goldenen Schnitt), aber das sind Dinge, die in der Meinungsfreudigkeit der Postmoderne unter- bzw. verlorengegangen sind. Das macht sie aber nicht falsch und lässt insbesondere ihre Vertreter nicht zu Banausen werden, wie das hier gern impliziert wird (vgl. die Warhol- und die Toto-Anspielungen).

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams