Antwort auf: Blue Note Records – Die frühen Jahre (New Orleans Jazz, Boogie, Swing, Blues)

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1939-07-29 – New York, NY
Earl „Fatha“ Hines

 
Die nächsten zwei Sessions gehörten wieder Pianisten. Earl Hines, einer der Überväter des Jazzpiano und gerade kurz davor, ein paar der jungen Wilden Bebopper in seiner Big Band zu beschäftigen, war ein Musiker, der bis zum Schluss mit offenen Ohren durch die Welt ging. Er nahm im Juli zwei Stücke für Blue Note auf, die auch wieder überlang waren und auf 12″-Schellack-Platten veröffentlicht wurden.

„The Father’s Getaway“ ist eine Stride-Nummer, und um diese Spielweise zu beschreiben, greife ich gerne noch einmal auf Dan Morgensterns Liner Notes zur Ammons/Lewis Mosaic-Box zurück, wo er die New Yorker „’stride‘ school“ erwähnt und schreibt: „In this at its simplest the pianist plays a note or octave in the bass register on the first and third beats of a bar in 4/4 time and a chord in middle register on the second and fourth beats. This projects the music’s pulse, indicates harmonic changes and provides good support for right-hand improvisation. The virtuosity developed by jazzmen is such, of course, that this pattern has been subject to all manner of sophistications, which reached their peak with Art Tatum. More overtly modernistic players such as Monk or Bud Powell owe something to ’stride‘ procedures though, and this is apparent when they perform without the support of a rhythm section.“

Hines gehört natürlich zu den raffinierteren unter den Stride-Vertretern, er schaffte es mühelos, mit Swing-Musikern oder auch mit modernen Rhythmusgruppen aufzutreten. Selbst ein Elvin Jones brachte ihn nicht aus dem Konzept. Hines war aber – ganz besonders in seinen späten Jahren – auch ein grossartiger Solo-Pianist, der das komplette Instrument zu nutzen wusste. Das zeigt er auch hier, auf seien zwei Blue Note-Stücken, wo sich Stride-Passagen mit flüssigeren Rhythmen abwechseln. Im zweiten Stück, „Reminiscing at Blue Note“, spielt er zwischendurch auch mal Boogie Woogie-Rhythmen.
 

1939-12-19 – Reeves Sound Studios, New York, NY
Pete Johnson

Pete Johnson (p), Ulysses Livingston (g), Abe Bolar (b)
 
Von der Session von Pete Johnson liegen mir leider bisher nur zwei Stücke vor, die – wie auch die zwei Hines-Stücke – auf einer Japanischen 8-CD-Box namens „Blue Note: The SP Days 1939–1952“ (TOCJ-5231-38, 2000) erschienen sind. Ich eigne diese Box selbst leider auch nicht.

Mit Johnson sind wir wieder im Boogie-Territorium, neu ist aber, dass er von Bass und Gitarre begleitet wird. Im „Vine Street Blues“ spielt Abe Bolar ein reizvolles Solo, das knapp am Slap-Bass vorbeischrammt – wer bei der Besetzung p/g/b also an das Nat Cole Trio und seine zahlreichen Kollegen dachte (auch Art Tatum spielte damals gerne in dieser Besetzung), irrt. Im „Barrelhouse Breakdown“ ist das Tempo hoch, und wie der Name vermuten lässt, lässt Johnson es gehörig krachen.

Das Klangbild der Session ist übrigens recht ausgewogen, das Piano vielleicht etwas zu laut, wenn die Gitarre an der Reihe ist, aber von Schwankungen wie noch bei den Port of Harlem Jazzmen ist man inzwischen doch recht weit entfernt.

Von der Idee, die beiden Johnson-CDs mit der Blue Note-Session aus der Chronological Classics-Reihe (1938–39 und 1939–41) kam ich jedenfalls bereits wieder ab. Ein paar weitere Stücke von der ersten finden sich im erwähnten Mosaic Select mit Boowie Woogie-Aufnahmen, und das reicht mir dann wohl auch.

 

Mosaic kombinierte auf seiner 19. Veröffentlichung, einer weiteren Einzel-LP, die Blue Note-Sessions von Earl Hines (2 Tracks), Pete Johnson (6 Tracks) und Teddy Bunn (5 Tracks).

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