Antwort auf: Mikkos Album des Monats

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mikko
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Album des Monats Februar 2019

Motorpsycho – The Crucible (Stickman Records)

Besetzung:

Thomas Järmyr – Schlagzeug, Perkussion, Gesang und Mellotron
Hans Magnus Ryan – Gitarre, Gesang und Piano
Bent Sæther – Bass, Gesang, Gitarre und Mellotron

Trackliste:

A1 Psychotzar 08:43
A2 Lux Aeterna 10:56
B1 The Crucible 20:51

Für den Februar fiel mir die Entscheidung zunächst gar nicht so leicht. Das Album des Neu-Berliners Bob Mould einerseits und das zweite Album von The Claypool Lennon Delirium standen zur Auswahl. Aber während Mould mir trotz aller Spielfreude ein wenig zu gleichförmig vorkommt, überzeugt mich das neue Werk von Sean Lennon und Les Claypool noch nicht so ganz wie ihr Debüt. Dann kam Ian Brown in die engere Wahl und ich glaubte schon, jetzt hab‘ ich das richtige gefunden. Obwohl mir „Ripples“ viel besser gefällt als vorangegangene Solo-Platten des ehemaligen Stone Roses Sängers, war ich mir dann doch nicht mehr so sicher. Auftritt Gary Clark Jr. Das hätte es sein können. Tolle, abwechslungsreiche Platte! Aber ich hab‘ sie erst einmal gehört. Das muss noch reifen.
Also komme ich zu Motorpsycho, die nun wieder mal beweisen, dass sie nicht zu unrecht seit 30 Jahren im Geschäft sind. Mit „The Crucible“ haben sich die Drei selbst übertroffen. So muss Progressive Rock sein, wenn man denn dieses ausgelutschte Etikett überhaupt noch verwenden mag. Im August 2018 haben die Norweger die Platte in den Monnow Valley Studios in Wales aufgenommen. Als Co-Produzenten haben sie sich Andrew Scheps dazugeholt, der von den Red Hot Chili Peppers über Black Sabbath und Metallica bis zu U2, Adele und Lana Del Rey schon mit diversen Größen des Rock und Pop gearbeitet hat. Und ihr alter Kumpel Deathprod ist auch hinterm Mischpult mit dabei. Nur drei Tracks sind auf dem Album. Aber was für welche! Der Opener „Psychotzar“ bietet psychedelischen Heavy Rock, mitunter an Hendrix erinnernd, aber auch Neil Youngs „Psychedelic Pill“ ist nicht fern. Trotz fast neun Minuten Länge eine kompakte Angelegenheit, bei der keine Wendung und kein Ausbruch zu viel erklingt. Danach folgt mit „Lux Aeterna“ eine kleine Reise durch die verschiedenen stilistischen Möglichkeiten, die Prog einschließt. Soft und leicht verträumt folky zunächst wächst der Track zu einem klassischen Frühsiebziger Prog Klassiker heran mit schöner Melodie und immer wieder Dynamikwechseln. Im Mittelteil dann ein unerwarter Ausflug in Free Jazz Gefilde. Passt hier erstaunlich gut und nervt gar nicht. Dann natürlich die Brigde zurück zum ursprünglichen Thema und ein an frühe King Crimson erinnernder fulminanter Ausklang. Der Titeltrack nimmt dann die ganze zweite LP Seite ein mit seinen fast 21 Minuten.Und doch, wie bei klassischem Prog ja nicht unüblich, besteht der Track aus mehreren Teilen, die man nun aber besser im Ganzen anhört, damit sie ihre monumentale Wirkung gebührend entfalten können. Freunde des klassischen Prog Rocks werden hier vermutlich dennoch etwas verstört sein. So viel Noise Rock, solche Gitarren-Monster sind sonst nicht so üblich in diesem Genre. Wie gesagt, es wird viel Abwechslung geboten in diesen 21 Minuten. Da kommt dann auch der gewöhnliche Prog Fan auf seine Kosten. Tempowechsel, Dynamikwechsel, hymnische Melodiefetzen, viel Mellotron, aber auch treibende Rhythmen und feine Bassläufe. Eigentlich hatte ich geglaubt, ich hätte meine Prog Phase inzwischen überwunden. Mit Motorpsycho bin ich wieder mitten drin. Großartige Platte! ****1/2

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