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Also, ich muss jetzt, nachdem ich das Album gehört habe, nochmal was dazu schreiben, vor allem, weil mich das auch emotional berührt und ich Forster seit dem dritten Go-Betweens Album begleite und höre.
Auf diese Replik von @j-w auf @elmo-ziller, die offenbar darauf abzielt, dass die 80er Go-Betweens sehr viel besser seien als die Songs der Nullerjahre, kann ich nur mit blankem Entsetzen antworten.
„The Songs Of Rachel Worth“ und „Bright Yellow Bright Orange“ sind absolute Meisterwerke auch im Gesamtwerk der Band, ich möchte fast sagen mit einer nochmaligen Steigerung der kompositorischen Reife; „Oceans Apart“ ist dies zumindest in Bezug auf Seite 1 des Albums, das noch dazu mit „Boundary Rider“ einen der bewegendsten Songs der Bandgeschichte enthält. Kein einziger Song auf „Songs To Play“ oder „Inferno“, ausgenommen „Let Me Imagine You“, hätte es auch nur entfernt auf die Go-Betweens-Alben der Nullerjahre geschafft. Letzterer wohl noch auf „Oceans Apart“.
Wer das nicht hören kann oder will, dem ist wirklich, wirklich nicht mehr zu helfen.
Zur neuen Platte:
ich finde es schon fast grotesk, dass auch hier im Forum „Songs To Play“ bis heute in fast absurder Weise hochgejubelt wird, und nun die Produktion des Albums als „ein wenig mehr als aufgehübschte Homedemos“ bezeichnet wird. Sagenhaft.
Das neue Album ist durchgehend ansprechend vom Songwriting, als auch von der Produktion her (deren „Luftigkeit“ ich aber auch beim Vorgängeralbum höre) und gewiss singt Robert gut.
Aber bis auf das (in Bezug auf die Instrumentierung mit Glockenspiel und Roberts im Refrain fast brüchigen Gesang) außergewöhnliche „Life Has Turned A Page“ sowie das melodiöse „I`ll Look After You“ bleibt die Platte in weiten Teilen eintönig und tief im Mittelmaß stecken. Das zumindest mein Eindruck nach dem ersten Hören.
Gerade die Songs von McLennan und Forster haben sich aber gerade dadurch ausgezeichnet, dass man sie nach dem ersten Hören bereits „intus“ hatte; das erste Mal „Spring Rain“ damals zu hören, meine Güte!
Das Tempo der Songs – auch ein Minuspunkt, wenn die Songs grundsätzlich eine karge Melodieführung haben – bleibt im langsamen und midtempo-Bereich hängen bis auf „No fame“ und „Inferno“ (das mir jetzt, ohne das alberne Video, allerdings schon besser gefällt).
Und, ich hatte das schon mehrmals angesprochen: Was um alles in der Welt hat ihn dazu veranlasst, seine Frau seit der letzten Platte ins Boot zu holen? Oder, anders gefragt, warum war das bis „Evangelist“ nicht der Fall?
Bei kleinen Kammerkonzerten der Beiden funktionierte das ganz gut (nur mit Geige und Gitarre), aber auf dem Album hier empfinde ich sowohl ihre Gesangeinlagen als auch ihr Gefiedel als dermaßen überflüssig bis penetrant – man nehme als Beispiel die ersten zwei Songs des Albums; fast werden die dadurch ruiniert!
So, das ist jetzt alles vielleicht wenig strukturiert, aber es musste einfach raus. Dieses Album – gerade im Kontext eines Jahrhundertmusikers wie Forster bzw. dem Werk der Jahrhundertband Go-Betweens – allen Ernstes als „Meisterwerk“ zu bezeichnen, ist für mein Empfinden ein unglaublicher Unsinn, sorry.
Ich setze jetzt noch einen drauf, weil mich das gar so ärgert: Weller hat seit 2005 („As Is Now“) auch nur noch Grampf gebracht. Nix für ungut!
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