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nail75
Meine Meinung ist: Der Artikel ist solide recherchiert und ausreichend mit Quellen unterfüttert, so dass ich ihn für schwer angreifbar halte. … Das Argument „mehr Recherche, mehr Quellen“ ist kein gutes. Es gibt in diesem Artikel eine ausreichende Zahl an namentlich bekannten Quellen, um davon auszugehen, dass es sich nicht um den Rachefeldzug einer Verflossenen handelt…
@nail75 Es sind ja zwei Ebenen. Was ist die Intention des Artikels? Die von mir zitierte Passage versucht ihm, wie man die Angelegenheiten um RA im einzelnen auch immer bewerten mag, die Tragweite einer breit angelegten Aufklärung über das Rock-Biz zu verleihen und scheitert damit kläglich. Völlig egal, was man Adams auch immer anlasten möchte, solche Rückschlüsse ohne weitere Quellen und Belege als die in der Causa Adams selbst, bleiben völlig haltlose Mutmaßungen. Was sagen denn seit Jahrzehnten etablierte Musikerinnen in von Männern dominierten Genres zu solchen Thesen? Welchen Personen sind konkret welche Fehlverhalten anzulasten? Was meinen Weggefährten wie Emmylou oder Welch/Rawlings? Das hätte man halt schon gerne mal gewusst. Oder wieso schwärmt z.B. eine Doro Pesch in jedem zweiten Interview mit leuchtenden Augen über ihre positiven Erfahrungen als Frau in über vier Jahrzehnte in einer Szene, die die Crème de la Crème der dicken Schwänze quasi vereint?
Zeitungen (arbeitest du nicht für eine?) sind Wirtschaftsunternehmen, irgendwann muss man auch einfach erklären: Wir haben so und so recherchiert, glauben wir unserer Story, unseren Journalisten oder nicht? Und dann muss man sich entscheiden, ob man veröffentlicht. In diesem Fall hätte ich auch veröffentlicht.
Ich habe am nächsten Morgen auch Alarm im Postfach, wenn ich mit gefährlichem Halbwissen hausieren gehe – und das zu Recht. Man hätte sich ja einfach darauf beschränken können Ryan Adams irgendwie ans Bein zu pinkeln, anstatt substanzlos eine neue #MeToo-Welle für Musiker und Produzenten initiieren zu wollen. Das ärgerliche ist ja, dass genau darauf nun sehr viele Folgeartikel in anderen Medien anspringen, weil solche Kampagnen einfach im Trend liegen und Klicks generieren. Richtig dämlich wie gesagt die Spex: „Stoßt die Genies vom Thron!“ Autsch.
Gute Frage und schwer zu beantworten, daran will ich mich auch gar nicht versuchen.
Schade, halte ich für eine ziemlich grundlegende Frage und deine Meinung würde mich interessieren. Der Artikel prangert die Musikkultur an: „a culture of late nights and boundary-pushing behavior has been normalized“. Und auch hier wird eifrig gefordert berufliches und privates doch bitte zu trennen, Karrieren anhand von Leistungen und Abschlüssen (sic) gleichwertig und gerecht zu berücksichtigen usw. Mir rollen sich da die Fußnägel hoch. Zu Ende gedacht würde das ja nichts anderes bedeuten als Kunst zu reglementieren, zu akademisieren, zu professionalisieren und behördlich zu verwalten. Angehende Musiker gehen zur Pop Akademie, Absolventen bekommen Plattenverträge nach Noten, Bands werden gendergerecht zusammen gecastet und wehe es wird untereinander gevögelt. Hurra, endlich hat sich der Zeitgeist der Sixties erledigt und so ein Arsch wie Bowie wird es in dem System zum Glück zu nichts mehr bringen. Chapeau.
Wie viele große Platten sind schon aus ähnlichen Liaisons wie der zwischen Adams und Bridgers hervor gegangen (Ironischerweise sind die der beiden selbst ja auch gar nicht schlecht)? Wie viele wegweisende künstlerische Verbindungen wurden gänzlich unprofessionell im von der NY-Times beklagten üblen Zwielicht eines drogenberauschten Nachtlebens begründet? Meine Meinung: So lange geltendes Recht nicht verletzt wird, ist alles erlaubt, Freiheit ein hohes Gut, Grenzüberschreitungen ausdrücklich erwünscht und mit Arschlöchern, Narzissten, moralischen Graubereichen und gefühlten Ungerechtigkeiten hat gefälligst jeder klar zu kommen ohne rumzujammern.
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