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@bullschuetzFür Guralnicks Buch Sweet Soul Music war Solomon Burke einer der wichtigsten, weil bestvernetzten, großzuegigsten, witzigsten, erzählfreudigsten und kompetentesten Türoeffner und Gesprächspartner.
Guralnick schreibt: Brown sei der einzige der alten Soul Kollegen, über den Burke „nicht ganz so freundliche Worte verliert“. Brown, habe Burke betont, sei „eher bemitleidenswert als verachtenswert“.
Burke erzählt folgende Geschichte:
Brown engagiert Burke, der für gewöhnlich als „King of Rock and Soul“ mit Krone auf dem Kopf auftritt, fuer eine Gastperformance in Browns Programm. Burke brauche gar nicht seine Band mitbringen, sondern werde von Browns Combo begleitet und erhalte dennoch phänomenale 10 000 Dollar im voraus.
Dann geht Brown als Erster auf die Bühne – und laesst sich, während backstage Burke zuschaut, da draußen zum „New King of Soul“ ausrufen.
Und hinter den Kulissen redet Browns Entourage heftig auf Burke ein, er müsse jetzt sofort rausgehen, seine Krone abnehmen und sie James Brown aufsetzen. So wolle das der Chef…
Burke weigert sich („Jungs, ihr spinnt doch, ihr seid alle verrückt!“), worauf er gar nicht auftreten darf. Seine 10 000 Euro hat er letztlich nur erhalten, um Brown dabei zuzusehen, wie der auf der Bühne verkündet: Burke werde nicht singen, weil er hiermit „entkront“ sei.
Ob diese Anekdote Wort für Wort wahr ist, oder ob es sich um eine Zuspitzung handelt, ist ja eigentlich egal. Sie passt in jedem Fall ins Bild. Es gab damals Abende, an denen verschiedene Künstler auftraten und an deren Ende das Publikum per Akklamation den „King“ ausrief oder so ähnlich. Da musste JB sich wohl auch mal gegenüber Solomon Burke geschlagen geben. Aber das geht natürlich gar nicht, denn eins ist klar: Für JB war es ein Naturgesetz, dass nur einem einzigen die Krone gebührt – James Brown!
Ach, man kann die Anekdote auch hier nachlesen. Und man kann da auch nachlesen, dass Solomon Burke die Rolle des Herrschers mit den entsprechenden Insignien sehr behagte und sie demonstrativ in der Öffentlichkeit auslebte. Natürlich provoziert das auch entsprechende Gegenreaktionen. Solomon Burke betätigte sich ebenso wie JB als Unternehmer (und zwar im Gegensatz zu JB erfolgreich), war mehrmals verheiratet und setzte unzählige inner- und außereheliche Kinder in die Welt. Ein ganzer Kerl!
Mir fiel in einem anderen Zusammenhang ein gutes altes deutsches Wort ein, dass diese Burschen vielleicht auch ganz gut beschreibt: „Macker“. Und natürlich kann es nur einen „Obermacker“ geben.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)